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DADAM DAS - PRÄHISTORISCHE JAGERSTATION UND GRENZPOSTEN

Unter den Gravuren von Dadam Das zeichnen sich im wesentlichen zwei Hauptkomplexe ab. Zum einen die
Gruppe der stark patinierten bronzezeitlichen oder noch älteren Ritzungen, zu denen vor allem die Tiere im "sub-
naturalistischen Stil", die Riesen und ein Teil der Hand- und Fußabdrücke gehören. Einige der anthropomorphen
Wesen können hier ebenfalls hinzugerechnet werden. Diese Gravuren sind in der Hauptsache im Zentrum der
Station konzentriert. Den zweiten Schwerpunkt bilden die Petroglyphen aus historischer Zeit, unter denen beson-
ders die nach Zentralasien weisenden Zeugnisse auffallen. Zu diesen sind insbesondere die iranischen Inschriften,
einige der Tamgas, aber auch zahlreiche bildliche Darstellungen zu rechnen. Diese von Durchreisenden stammen-
den Gravuren werden ergänzt durch solche, die wohl von Einheimischen aus der näheren Umgebung angefertigt
wurden.'
In beiden Fällen stellt sich die Frage, warum gerade an diesem eher unwirtlichen Platz eine solche Ansammlung
von Felsbildem eingraviert worden ist. Wie klimageschichtliche Untersuchungen, die sich auf Pollenanalysen
stützen, ergeben haben, waren die Niederschläge im Karakorum und im Nanga Parbat-Gebiet zwischen dem 6. und
3. Jt. v. Chr. reicher und damit die Vegetation üppiger als heutet Einige der jetzt trockenen Seitentäler des Indus,
darunter auch das in Dadam Das mündende Tälchen, könnten ganzjährig Wasser geführt haben. Diese Umweltbe-
dingungen haben das Entstehen der Nahrungsgrundlage für Wildtiere bis in die Täler begünstigt. Die gegenwärtig
in den Niederungen des Oberen Indus vorherrschende THgfmVa-Steppe konnte sich erst seit dem 3. Jt. v. Chr. aus-
breiten. Diese Trockenperiode wurde durch einen weiteren Niederschlagsrückgang in der Mitte des 1. Jt. v. Chr.
weiter gefordert/ Eine Beweidung durch Haustiere zeichnet sich nach den palynologischen Daten in der Region
erst seit der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. ab4
Den Bewohnern des Industals bot sich vor dem 2. Jt. v. Chr. eine wesentlich andere Landschaft dar, die durch ein
günstigeres Klima bestimmt war. Es ist anzunehmen, daß diese Umweltbedingungen den Wildreichtum forderten,
der die Existenzgrundlage für jägerische Gruppen bildete. Das östlich angrenzende Khomar Nala wird noch heute
gerne zur Jagd aufgesucht. So mag es nicht verwundern, daß das Hauptmotiv der prähistorischen Gravuren kräftige
Caprini sind, unter denen sich Blauschaf und Markhor identifizieren lassen. Auf Stein 48 ist eine nach oben auf-
steigende Herde dargestellt, an deren Spitze ein etwas größer als sonst ausgeführter Markhor (48:95) steht. Stein
90 ist ebenfalls völlig von ineinander verwobenen Tieren des frühen subnaturalistischen Stils bedeckt (Gruppe
90: A). Die Darstellung des Menschen tritt unter diesen Felsbildem in den Hintergrund. Die wenigen Beispiele sind
außerdem wesentlich kleiner als die der Tiere (z.B. 48:71). Vielleicht wollte der Jäger nur durch die Wiedergabe
eines Hand- oder Fußabdrucks seine Gegenwart an diesem Ort manifestieren. Im krassen Gegensatz zur eher
zurückhaltenden Selbstdarstellung des Menschen stehen die durch das Fehlen von Gesichtszügen übernatürlich
erscheinenden 'Riesen', von denen sich zwei besonders eindruckvolle Exemplare im westlichen Teil der Station
finden. Der eine auf der Oberseite eines Felsblock liegend (78:1), der andere an einer vertikalen Wand stehend
(85:1), wirken sie mit ihren ausgebreiteten Armen wie Wächter über diesen Ort. Dies mag auch dazu geführt
haben, daß sich hier später die Legende von der einen Schatz bewachenden gebildet hat.^ Die an den Gravuren
vorgenommen Nachpickungen sowie die wohl aus buddhistischer Zeit stammende Nachahmung eines Riesen

t Vgl. etwa die ähnlichen Typen von 'Scheiben' in Hodar (-> Abschnitt 19. Scheibe) oder die auf-cg(7)<3- endenden Personen-
namen (s.o. Beitrag von Hinüber).
2 SCHLÜTZ 1999: 1 16ff, 121.
3 SCHLÜTZ 1998: 149.
4 SCHLÜTZ 1999: 117f.
5 Siehe oben S. 3
 
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