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Stellenkommentar GT 11, KSA 1, S. 77 233

et gravis et grandiloquus saepe usque ad vitium, sed rudis in plerisque et
incompositus: propter quod correctas eins fabulas in certamen deferre
posterioribus poetis Athenienses permiserunt suntque eo modo multi coronati“
(KGW II 2, 27). („Als erster brachte Aischylos Tragödien ans Licht, erhaben und
von schwerem Ernst und oft bis zum Fehlerhaften groß in seinen Worten,
jedoch an sehr vielen Stellen ungeschliffen und ungeordnet - weswegen die
Athener es späteren Dichtern gestatteten, seine Stücke in verbesserter Form
zum Wettbewerb zu stellen. Und auf diese Art haben viele den Siegerkranz
errungen“.) Daß in der Komödie „der betrunkene Satyr oder Halbmensch den
Sprachcharakter bestimmt hatten“, trifft schon deshalb nicht zu, weil in der
Komödie - auch in derjenigen des Aristophanes, den N. zum Kronzeugen gegen
Euripides aufruft - Satyrn und „Halbmenschen“ gar nicht vorkommen. Diese
Figuren waren den Satyrspielen vorbehalten, die nach den Tragödien-Auffüh-
rungen zur Entspannung dienten.
77,19-25 Und so hebt der aristophanische Euripides zu seinem Preise hervor,
wie er das allgemeine, allbekannte, alltägliche Leben und Treiben dargestellt
habe, über das ein Jeder zu urtheilen befähigt sei. Wenn jetzt die ganze Masse
philosophiere, mit unerhörter Klugheit Land und Gut verwalte und ihre Prozesse
führe, so sei dies sein Verdienst und der Erfolg der von ihm dem Volke eingeimpf-
ten Weisheit.] In der Vorstufe Socrates und die Tragoedie (KSA 1, 535, 15-30)
zitiert N. aus Droysens Übersetzung (1871) der Aristophanischen Frösche die
Verse 959 ff. in folgenden Ausschnitten:
Darstellt’ ich Haus und Hof, worin wir leben und wir weben
Und gab mich so dem Urtheil preis, da jeder, dessen Kenner,
Urtheilte über meine Kunst.
ich allein hab’ jenen rings
dergleichen Weisheit eingeimpft, indem Gedanken und Begriff
der Kunst ich lieh: so daß denn hier
jetzt jedermann philosophirt und Haus und Hof und Feld und Vieh
so klug bestellt wie früher nie:
stets forscht und sinnt
Warum? Wozu? Wer? Wo? Wie? Was?
Wohin kam dies, wer nahm mir das?
Den schon in der Antike geführten Streit um Euripides resümiert Quintilians
Institutio oratoria in der N. bekannten Partie (vgl. seinen Choephoren-Kommen-
tar) mit entgegengesetzter, höherer Wertung des Euripides gegenüber Aischylos
(X 1, 67/68):
 
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