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Stellenkommentar GT 15, KSA 1, S. 100 305

Aristoteles unterscheidet primär zwischen allgemeinen, partikulären und sin-
gulären Urteilen; ferner legt er wegen der Bedeutung für die Syllogistik auf die
Modalität der Urteile Wert und unterscheidet deshalb zwischen Urteilen, die
ein wirkliches, und solchen, die ein notwendiges oder ein mögliches Sein aus-
sagen. Besonders entwickelt er aufgrund seines Interesses für die Syllogistik
(er hat den Ausdruck ,Syllogismus4 in die Wissenschaft eingeführt) die Lehre
von den Schlüssen, die wiederum wesentlich für die Beweisführung sind (Ana-
lytica priora I, 1, 24b 18-20: ovAAoyiopöq Ö£ ecttl Aöyoq ev w tiöevtcüv tivcüv
ETspöv Ti tcüv Ksipsvcov äväyKpq ovpßaivEi Ttp TavTa Etvat). Schlüsse beru-
hen auf der syllogistischen Verknüpfung der Urteile. Aus ihr ergibt sich eine
Gedankenverbindung, in der aus der Kombination von zwei vorhandenen, aber
zunächst unverbundenen Urteilen durch begriffliche Vermittlung ein drittes
resultiert. Demnach muß jeder Schluss notwendig drei Begriffe enthalten. Je
nach Art der Begriffe und Urteile ergeben sich verschiedene Schlussfiguren.
Eine Übersicht über die modernen Darstellungen der Aristotelischen Syllo-
gistik enthält die Bibliographie im Grundriss der Geschichte der Philosophie
(begründet von Friedrich Ueberweg): Die Philosophie der Antike, Bd. 3: Ältere
Akademie, Aristoteles, Peripatos, 2. Aufl., hg. von Hellmut Flashar, Basel 2004,
S. 422-425. Vgl. besonders Günter Patzig: Die aristotelische Syllogistik: logisch-
philologische Untersuchungen über das Buch A der ,Ersten Analytiken‘, Göttin-
gen 1959, 3. Aufl. 1969 (Abh. der Akad. d. Wiss. in Göttingen, Phil.-hist. Klasse
III 42.). Engi.: transl. Jonathan Barnes, Dordrecht 1968. Hellmut Flashar resü-
miert, dass „die eigentliche Leistung des Aristoteles auf dem Gebiet der Logik
in der Entdeckung der Gesetzmässigkeit des Syllogismus bis zu seiner in den
,Analytiken4 diskutierten vollkommenen Form liegt. Die aristotelische Logik ist
also Syllogistik44 (S. 278).
N. kannte die Aristotelische Abfolge von Begriffen, Urteilen und Schlüssen,
die er in der erörterten Reihenfolge einhält, aus zeitgenössischen Philosophie-
geschichten und aus Schopenhauers Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstel-
lung. Der Aristoteles-Band von Eduard Zellers Monumentalwerk Die Philosophie
der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Zweiter Teil, zweite Abtei-
lung: Aristoteles und die alten Peripatetikef) folgt dem Schema des Aristoteles
im 4. Kapitel der 2. Auflage von 1862 (S. 130-186, dort S. 162 ff.): Die Logik.
Schopenhauer resümiert in Die Welt als Wille und Vorstellung II (Erstes Buch,
Kapitel 12), es sei zu einem regelrechten Gebrauch unseres Intellekts „in theo-
retischer oder praktischer Absicht, Folgendes erforderlich: 1) die richtige
anschauende Auffassung der in Betracht genommenen realen Dinge und aller
ihrer wesentlichen Eigenschaften und Verhältnisse, also aller Data. 2) Die
Bildung richtiger Begriffe aus diesen, also die Zusammenfassung jener
Eigenschaften unter richtige Abstrakta, welche jetzt das Material des nachfol-
 
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