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Stellenkommentar GT 23-25, KSA 1, S. 152-154 407

(= äv T(I) öiacpcpcoOai ovpcpcpöpcvoq). Zeus wird in seiner weltenbildenden
Thätigkeit mit einem Kinde verglichen das (wie Ilias 0 361 von Apollo gesagt
wird) Sandhaufen am Strande des Meeres baut u. zerstört cf. Rhein. Mus. 7
p. 109. Bernays“ (KGW II 4, 273 f.). Im Kontext von GT erhält die Heranziehung
des Heraklit-Fragments den Status einer assoziativen Analogie-Bildung: „in
einer ähnlichen Weise, wie [...] Heraklit“. Dieser assoziativ auf Analogien und
„Gleichnissen“ beruhende Duktus ist schon von Beginn an charakteristisch für
GT. Vgl. 25, 6-9.
153, 34 der deutsche Geist] Die gleiche Prägung 128, 29 und 129, 12; 154, 7;
vgl. 154, 19: „der deutsche Genius“. Wie mit so vielen anderen Wendungen
und Prägungen schloß sich N. auch hier Wagners Beethoven-Schrift an, wo der
„deutsche Geist“ geradezu leitmotivisch beschworen wird. Darin heißt es (GSD
IX, 84): „Wir wissen, daß der ,über den Bergen4 [gemeint ist der römische
Katholizismus. Mit dem Schimpfwort „Ultramontanismus“ sollten die Katholi-
ken in Deutschland als eine Gruppe dargestellt werden, die ihre politischen
Anweisungen von Rom erhält] so sehr gefürchtete und gehaßte ,deutsche Geist4
es war, welcher überall, so auch auf dem Gebiete der Kunst, dieser künstlich
geleiteten Verderbniß des europäischen Völkergeistes erlösend entgegentrat [...]
so gilt es nun heute an diesem Musiker Beethoven nachzuweisen, daß durch
ihn, da er denn in der reinsten Sprache aller Völker redete, der deutsche Geist
den Menschengeist von tiefer Schmach erlöste“. Ferner spricht Wagner von
den „erhabensten Gedanken des deutschen Geistes“ (S. 114) und davon, daß
im Vergleich mit den romanischen Nachbarn „dem deutschen Geiste ein
unleugbarer Vorzug in der ihm eigenen Tiefe und Innigkeit des Erfassens der
Welt und ihrer Erscheinungen zuzuerkennen war“ (S. 123), um alsbald zu ver-
künden: „aus tief innerstem Erlebniß hat der deutsche Geist sein Volk zu füh-
ren, wenn er die Völker beglücken soll, wie er berufen ist“ (S. 125). Und in
seiner Rede zur Grundsteinlegung des Bühnenfestspielhauses in Bayreuth
sagte Wagner: „Dieß aber ist das Wesen des deutschen Geistes, daß er von
Innen baut“ (GSD IX, 329). Wagner veröffentlichte auch einen Aufsatz mit dem
Titel Was ist deutsch? (GSD X, 36-53), in dem er auf Aufzeichnungen aus dem
Jahr 1865 zurückgriff.
153, 34-154,13 der deutsche Geist [...] gleich einem zum Schlummer niederge-
sunknen Ritter [...] dass dieser deutsche Ritter [...] Glaube Niemand, dass der
deutsche Geist seine mythische Heimat auf ewig verloren habe, wenn er so deut-
lich noch die Vogelstimmen versteht, die von jener Heimat erzählen. [...] dann
wird er Drachen tödten, die tückischen Zwerge vernichten und Brünnhilde er-
wecken - und Wotan’s Speer selbst wird seinen Weg nicht hemmen können!]
In einer nachgelassenen Planskizze aus dem Jahr 1871 notierte N. unter der
 
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