I Überblickskommentar
1 Entstehungs- und Druckgeschichte
Die Entstehung der Erstausgabe von FW zog sich nicht lange hin; N. konnte
das hohe Tempo halten, in dem er bereits seine vorangehenden Werke verfasst
und veröffentlicht hatte: Ebenso wie er auf den Ende 1879 (vordatiert auf 1880)
publizierten ,zweiten Nachtrag' Der Wanderer und sein Schatten (WS) zu seiner
Schrift Menschliches, Allzumenschliches (MA) schon im Sommer 1881 die Mor-
genröthe (Μ) folgen ließ, schickte er dieser, wiederum nur ungefähr ein Jahr
später, sein neues Buch hinterher: Die Erstausgabe erschien am 10. September
1882 im Verlag von Ernst Schmeitzner in Chemnitz, nachdem N. die ersten Vor-
abexemplare schon am 20. August erhalten hatte (vgl. Schaberg 2002, 121).
Der enge entstehungsgeschichtliche Zusammenhang von FW vor allem mit dem
vorangehenden Werk Μ zeigt sich schon daran, dass N. zunächst noch an eine
„Fortsetzung der ,Morgenröthe" ‘ dachte, wie es in einem nachgelassenen
Notat mit dem datierenden Zusatz „Genova. Januar 1882" heißt (NL 1882, 16[1],
KSA 9, 659, l f.; Handschrift in Μ III 6, 276). Entsprechend schrieb er bereits
am 18. Dezember 1881, sechs Monate nach Erscheinen der - fünf ,Bücher' um-
fassenden - M, aus Genua an seinen Freund und Zuarbeiter Heinrich Köselitz
alias Peter Gast: „Wünschen Sie mir Glück und helles Wetter! ich nehme
die Feder zur Hand, um das letzte Manuscript zu machen (die Schreibma-
schine trifft erst in einem Vierteljahre ein). Es gilt der Fortsetzung der ,Morgen-
röthe' (6. bis 10. Buch)." (KSB 6/KGB III 1, Nr. 180, S. 150, Z. 10-13) Abermals
war demzufolge von Anfang an eine Schrift in fünf Büchern geplant - in ge-
nauer Entsprechung zum ,ersten Teil' von Μ.
Allerdings trug sich N. schon wenig später mit dem Gedanken, zunächst
nur, unter Rückgriff auf ,Materialreste' der Arbeit an M aus dem Sommer 1880
und neuere Aufzeichnungen aus der Zeit von Frühjahr bis Herbst 1881, die
ersten drei Bücher (also das 6. bis 8. Buch) von ,Morgenröthe II' zu verfassen
und mit der Ausarbeitung der beiden letzten Bücher (9 und 10) noch bis zum
Winter 1882/83 zu warten. So meldet er im Brief vom 25. Januar 1882 an Köselitz
nicht nur Vollzug - die ersten drei Bücher seien bereits fertig -, sondern kün-
digt zugleich eine schöpferische Arbeitspause an, die nötig sei, um Kraft für
das Aussprechen insbesondere eines neuen Gedankens zu sammeln: „Ein paar
Worte über meine ,Litteratur'. Ich bin seit einigen Tagen mit Buch VI, VII und
VIII der ,Morgenröthe' fertig, und damit ist meine Arbeit für diesmal gethan.
Denn Buch 9 und 10 will ich mir für den nächsten Winter vorbehalten - ich
bin noch nicht reif genug für die elementaren Gedanken, die ich in diesen
Schluß-Büchern darstellen will. Ein Gedanke ist darunter, der in der That ,Jahr-
https://d0i.org/10.1515/9783110293296-001
1 Entstehungs- und Druckgeschichte
Die Entstehung der Erstausgabe von FW zog sich nicht lange hin; N. konnte
das hohe Tempo halten, in dem er bereits seine vorangehenden Werke verfasst
und veröffentlicht hatte: Ebenso wie er auf den Ende 1879 (vordatiert auf 1880)
publizierten ,zweiten Nachtrag' Der Wanderer und sein Schatten (WS) zu seiner
Schrift Menschliches, Allzumenschliches (MA) schon im Sommer 1881 die Mor-
genröthe (Μ) folgen ließ, schickte er dieser, wiederum nur ungefähr ein Jahr
später, sein neues Buch hinterher: Die Erstausgabe erschien am 10. September
1882 im Verlag von Ernst Schmeitzner in Chemnitz, nachdem N. die ersten Vor-
abexemplare schon am 20. August erhalten hatte (vgl. Schaberg 2002, 121).
Der enge entstehungsgeschichtliche Zusammenhang von FW vor allem mit dem
vorangehenden Werk Μ zeigt sich schon daran, dass N. zunächst noch an eine
„Fortsetzung der ,Morgenröthe" ‘ dachte, wie es in einem nachgelassenen
Notat mit dem datierenden Zusatz „Genova. Januar 1882" heißt (NL 1882, 16[1],
KSA 9, 659, l f.; Handschrift in Μ III 6, 276). Entsprechend schrieb er bereits
am 18. Dezember 1881, sechs Monate nach Erscheinen der - fünf ,Bücher' um-
fassenden - M, aus Genua an seinen Freund und Zuarbeiter Heinrich Köselitz
alias Peter Gast: „Wünschen Sie mir Glück und helles Wetter! ich nehme
die Feder zur Hand, um das letzte Manuscript zu machen (die Schreibma-
schine trifft erst in einem Vierteljahre ein). Es gilt der Fortsetzung der ,Morgen-
röthe' (6. bis 10. Buch)." (KSB 6/KGB III 1, Nr. 180, S. 150, Z. 10-13) Abermals
war demzufolge von Anfang an eine Schrift in fünf Büchern geplant - in ge-
nauer Entsprechung zum ,ersten Teil' von Μ.
Allerdings trug sich N. schon wenig später mit dem Gedanken, zunächst
nur, unter Rückgriff auf ,Materialreste' der Arbeit an M aus dem Sommer 1880
und neuere Aufzeichnungen aus der Zeit von Frühjahr bis Herbst 1881, die
ersten drei Bücher (also das 6. bis 8. Buch) von ,Morgenröthe II' zu verfassen
und mit der Ausarbeitung der beiden letzten Bücher (9 und 10) noch bis zum
Winter 1882/83 zu warten. So meldet er im Brief vom 25. Januar 1882 an Köselitz
nicht nur Vollzug - die ersten drei Bücher seien bereits fertig -, sondern kün-
digt zugleich eine schöpferische Arbeitspause an, die nötig sei, um Kraft für
das Aussprechen insbesondere eines neuen Gedankens zu sammeln: „Ein paar
Worte über meine ,Litteratur'. Ich bin seit einigen Tagen mit Buch VI, VII und
VIII der ,Morgenröthe' fertig, und damit ist meine Arbeit für diesmal gethan.
Denn Buch 9 und 10 will ich mir für den nächsten Winter vorbehalten - ich
bin noch nicht reif genug für die elementaren Gedanken, die ich in diesen
Schluß-Büchern darstellen will. Ein Gedanke ist darunter, der in der That ,Jahr-
https://d0i.org/10.1515/9783110293296-001