244 Die fröhliche Wissenschaft
bar werden läßt, wo es eins ist mit dem Umlauf der Sterne." (Emerson 1858,
113; N.s Unterstreichung) Zur Strophenform des vorliegenden Gedichts vgl. be-
reits ΝΚ FW Vorspiel 1.
FW Vorspiel 62 wurde des Öfteren als Anspielung oder ,Antwort' auf Goe-
thes berühmtes Gedicht Selige Sehnsucht aus dem West-östlichen Divan gele-
sen, das ebenfalls um den Motivkomplex ,Flamme', ,Licht' und ,verbrennen'
kreist. So z. B. bereits Bertram 1918, 363 und Griesser 1923, 395, in jüngerer
Zeit noch Martinez 2013, 267. Nicht bloß als intertextuelle Referenz, sondern
spezifischer als „Parodie auf Goethes Selige Sehnsucht" wertet Volz 2016, 57 N.s
Gedicht, dem sie „einen pathetisch-lächerliche[n] Duktus" zuschreibt. Als Be-
leg dafür, dass das „Kunstwerk als Akt der Selbstbezeugung" für N. „wichtiger
als reale Liebesobjekte" ist, zitiert schon Volz 1995, 315 das Gedicht. Die meis-
ten Deutungen fallen indes weniger ,kritisch' aus. Für Jaspers 1936, 367 zeigt
sich in FW Vorspiel 62 etwa „der adlige Ausdruck" von N.s ,glühendem' Wesen.
Und mit Blick auf die Allusion des Johannesevangeliums interpretiert Benne
2015a, 46 es als „Nietzsches wahre Christo-Logie". Das lyrische Ich identifiziert
er dabei offenbar als Jesus: „Aus den verkohlten Überresten schließt Jesus auf
seine eigene Wirkung [...]. ,Nietzsche' als der exemplarische Autor einer fröhli-
chen Wissenschaft offenbart sich als intimer Kenner des lyrischen Schmerzes
von ,Ecce homo', weil er selber sein Ich verkörpert hat. So erklärt sich auch
die spätere Identifikation mit dem Gekreuzigten: als Voraussetzung nämlich
für dessen Überwindung im Zeichen des Dionysos." (Ebd., 46 f.) Auf die religiö-
se Dimension des Textes verweist auch Bloch 2017, 139, der ihn als poetologi-
sches Gedicht über die Inspiration eines „Psalmendichter[s]" liest.
367, 15 Ja! Ich] In der ,Reinschrift' steht: „Ja! ich" (Μ III 6, 26).
367, 15 Ja! Ich weiss, woher ich stamme!] Vor dem Hintergrund des Gedichtti-
tels zu verstehende Anspielung auf Jesu Worte im Johannesevangelium: „denn
ich weiß, von wannen ich gekommen bin, und wohin ich gehe" (Johannes 8,
14 = Die Bibel: Neues Testament 1818, 120). Zum Gedichtanfang „Ja!" vgl. über-
dies NK 355, 7.
367, 16-18 Ungesättigt gleich der Flamme / Glühe und verzehr' ich mich. I Licht
wird Alles, was ich fasse] Groddeck 1991, 2, 204 sieht hier eine intertextuelle
Verbindung zur „Ungeduld der Flamme" (KSA 6, 394, 4) im fünften Dionysos-
Dithyrambus „Das Feuerzeichen" und zu den „Herzens-Kohlenbecken"
(KSA 6, 398, 4) im siebten Dionysos-Dithyrambus „Klage der Ariadne".
Näher liegt aber wohl noch ein anderer, kotextueller Zusammenhang, auf den
auch Neymeyr 2012, 120 (Anm. 24) und Benne 2015a, 46 aufmerksam machen:
Im dritten Abschnitt der 1887 neu hinzugekommenen Vorrede zu FW findet
sich eine ganz ähnliche Zusammenstellung von „Licht und Flamme": „Leben -
bar werden läßt, wo es eins ist mit dem Umlauf der Sterne." (Emerson 1858,
113; N.s Unterstreichung) Zur Strophenform des vorliegenden Gedichts vgl. be-
reits ΝΚ FW Vorspiel 1.
FW Vorspiel 62 wurde des Öfteren als Anspielung oder ,Antwort' auf Goe-
thes berühmtes Gedicht Selige Sehnsucht aus dem West-östlichen Divan gele-
sen, das ebenfalls um den Motivkomplex ,Flamme', ,Licht' und ,verbrennen'
kreist. So z. B. bereits Bertram 1918, 363 und Griesser 1923, 395, in jüngerer
Zeit noch Martinez 2013, 267. Nicht bloß als intertextuelle Referenz, sondern
spezifischer als „Parodie auf Goethes Selige Sehnsucht" wertet Volz 2016, 57 N.s
Gedicht, dem sie „einen pathetisch-lächerliche[n] Duktus" zuschreibt. Als Be-
leg dafür, dass das „Kunstwerk als Akt der Selbstbezeugung" für N. „wichtiger
als reale Liebesobjekte" ist, zitiert schon Volz 1995, 315 das Gedicht. Die meis-
ten Deutungen fallen indes weniger ,kritisch' aus. Für Jaspers 1936, 367 zeigt
sich in FW Vorspiel 62 etwa „der adlige Ausdruck" von N.s ,glühendem' Wesen.
Und mit Blick auf die Allusion des Johannesevangeliums interpretiert Benne
2015a, 46 es als „Nietzsches wahre Christo-Logie". Das lyrische Ich identifiziert
er dabei offenbar als Jesus: „Aus den verkohlten Überresten schließt Jesus auf
seine eigene Wirkung [...]. ,Nietzsche' als der exemplarische Autor einer fröhli-
chen Wissenschaft offenbart sich als intimer Kenner des lyrischen Schmerzes
von ,Ecce homo', weil er selber sein Ich verkörpert hat. So erklärt sich auch
die spätere Identifikation mit dem Gekreuzigten: als Voraussetzung nämlich
für dessen Überwindung im Zeichen des Dionysos." (Ebd., 46 f.) Auf die religiö-
se Dimension des Textes verweist auch Bloch 2017, 139, der ihn als poetologi-
sches Gedicht über die Inspiration eines „Psalmendichter[s]" liest.
367, 15 Ja! Ich] In der ,Reinschrift' steht: „Ja! ich" (Μ III 6, 26).
367, 15 Ja! Ich weiss, woher ich stamme!] Vor dem Hintergrund des Gedichtti-
tels zu verstehende Anspielung auf Jesu Worte im Johannesevangelium: „denn
ich weiß, von wannen ich gekommen bin, und wohin ich gehe" (Johannes 8,
14 = Die Bibel: Neues Testament 1818, 120). Zum Gedichtanfang „Ja!" vgl. über-
dies NK 355, 7.
367, 16-18 Ungesättigt gleich der Flamme / Glühe und verzehr' ich mich. I Licht
wird Alles, was ich fasse] Groddeck 1991, 2, 204 sieht hier eine intertextuelle
Verbindung zur „Ungeduld der Flamme" (KSA 6, 394, 4) im fünften Dionysos-
Dithyrambus „Das Feuerzeichen" und zu den „Herzens-Kohlenbecken"
(KSA 6, 398, 4) im siebten Dionysos-Dithyrambus „Klage der Ariadne".
Näher liegt aber wohl noch ein anderer, kotextueller Zusammenhang, auf den
auch Neymeyr 2012, 120 (Anm. 24) und Benne 2015a, 46 aufmerksam machen:
Im dritten Abschnitt der 1887 neu hinzugekommenen Vorrede zu FW findet
sich eine ganz ähnliche Zusammenstellung von „Licht und Flamme": „Leben -