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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0758
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738 Jenseits von Gut und Böse

in sich und concentrirt sich schliesslich zur schamlosesten Oligarchie, deren
nackte Ausbeuterei wiederum einer noch stärkeren ausbeutenden Kraft, näm-
lich einem die Gewaltthätigkeit centralisirenden und mit der Volksmasse co-
quettirenden Despoten anheimfällt.“ (Dühring 1875a, 306) JGB 259 hält dage-
gen und erklärt Ausbeutung zum unaufgebbaren Prinzip des Lebens, vgl. NK
208, 6-16.
207, 3-8 vergleichbar jenen sonnensüchtigen Kletterpflanzen auf Java — man
nennt sie Sipo Matador —, welche mit ihren Armen einen Eichbaum so lange und
oft umklammern, bis sie endlich, hoch über ihm, aber auf ihn gestützt, in freiem
Lichte ihre Krone entfalten und ihr Glück zur Schau tragen können.] Der Name
der Pflanze fällt ohne weitere Erläuterung in KGW IX 5, W I 8, 143, 6; von ihr
berichtet auch Heinrich von Stein in seinem Tagebucheintrag zu einer Begeg-
nung mit N. am 30. 09.1885, siehe NK 16, 28-31. In NL 1885, KSA 11, 39[6], 621,
20-25 (entspricht KGW IX 2, N VII 2, 189, 36-48) wird die parasitische Lebens-
form dieses Gewächses auf die Philosophen appliziert: „Wie die Feige matador
ihr Ziel verfolgt, das verderbend, was sie nur als Stütze haben will: so die Ver-
nunft den Philosophen}. Was bedeutet eine jede Philosophie für das Leben
des Menschen? Sei es als Erhöhung des Machtgefühls: Oder als Mittel ein uner-
trägliches Dasein zu maskiren? Hinter dem Bewußtsein arbeiten die Triebe.“
Fornari 2010, 507 f. schreibt unter Hinweis auf die Nennung von Burmeisters
Namen in einer Bücherliste NL 1885, KSA 11 39[21], 627, 25 (KGW IX 2, N VII 2,
194, 8), N.s Quelle seien Hermann Burmeisters (1807-1892) Geologische Bilder
zur Geschichte der Erde und ihrer Bewohner, wo es heißt: „Von den vielen Na-
men, womit die Cipo-Arten unterschieden werden, habe ich nur ein Paar mir
gemerkt, vor allen den grausenhaften Cipo matador, eine Art Feige, wel-
che jung an den hauptsächlichsten Waldbäumen, den Laurus, Lecythis, Ber-
tholletia, Myrtus, Caryocar etc. emporklettert, mit ihnen gleichzeitig altert und
in ihrer /239/ Gesellschaft dem dichteren Urwalde auf den untersten Gehängen
der Thäler nahe der Sohle angehört. Es ist eine der überraschendsten Erschei-
nungen, die es geben kann; man gewahrt zwei gleich kräftige, starke Baum-
stämme, mehrere Fuß dick, von denen der eine stattlich in gleichmäßiger Run-
dung, auf starken, weit ausgebreiteten Mauerwurzeln ruhend, senkrecht aus
dem Boden zur schwindelnden Höhe von 60-100 Fuß emporragt, während der
andere, einseitig erweitert und muldenförmig nach dem Stamme geformt, an
den er sich innig angedrückt hat, auf dünnen sperrig ästigen Wurzeln hoch
über dem Boden schwebend mühsam sich zu halten scheint, und gleichsam
als müßte er herabfallen, mit mehreren Klammern in verschiedener Höhe den
Nachbar an sich zieht. Die Klammern sind völlig geschlossen, wie ein Ring; sie
greifen nicht mit ihren Enden neben einander vorbei, sondern verschmelzen
in sich; sie wachsen einzeln in gleicher Höhe vom Stamm aus, legen sich an
 
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