Altersbestimmungen an Drachenbäumen von Tenerife.
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Dauer der ersten Blüteperiode zu erwarten war, und erhärten damit
das Resultat, das wir aus den Beobachtungen über das Dickenwachstum
ableiteten: die Drachenbäume sind recht jung.
Höchst lehrreich für die Beurteilung der gewaltigen Drachenbäume,
die ausschließlich unter menschlicher Pflege gedeihen, ist ein Vergleich
mit den wild wachsenden Bäumen. Von den drei Stellen, an denen der
Drago auf Tenerife wächst, habe ich zwei besucht. Im Barranco del
Infierno bei Adeje sah ich an fast senkrechten Felswänden weit über
100 Bäume verschiedener Größe. Leider sind die Standorte unzugänglich,
so daß ich keinen messen konnte. Mehr als vier Blüteperioden konnte
ich an keinem feststellen, vielleicht hatte einer fünf Perioden hinter sich
und die Blüten, die er Ende September 1925 trug, stellten die sechste
Periode dar, doch ist diese Angabe unsicher und möglicherweise um eine
Periode zu hoch. Im Barranco Badajoz bei Guimar konnte ich mit Sicher-
heit fünf Blüteperioden an einem wilden Drago zählen. Die wilden
Drachenbäume an der Felswand von Taganana habe ich nicht besucht.
Im Barranco de Raya bei Guimar steht ein älterer Drago, in dessen Um-
gebung sehr zahlreiche ganz junge nnd einige etwas größere junge Bäume
als natürliche Verjüngung wachsen. Als natürlicher Standort ist diese
Stelle nicht anzusehen. Der Abhang des Barranco ist hier zu Terrassen
ausgebaut, auf denen Pfirsich- und Erdbeerbäume gedeihen, so daß der
Drago hier die Bedingungen findet, wie auf Kulturland. Dementsprechend
ist auch der Habitus dieser Bäume genau der gleiche, wie bei den in
Gärten wachsenden.1) Alle Bäume im B. del Infierno und B. Badajoz
waren im Stamm wie in den Ästen viel schlanker als die kultivierten
Bäume. Der groteske Anblick der dicken Drachenbäume mit ihren auf-
getriebenen Gliedern höherer Ordnung beruht auf der Wirkung der
günstigeren Vegetationsbedingungen, die die Gartenbäume gegenüber den
Wildlingen genießen. In erster Linie scheint die bessere Wasserversorgung
maßgebend. Es ist wohl kein Zufall, daß sich die berühmten Bäume
nicht im wasserarmen Süden und auch nicht in der trockenen Küsten-
zone finden, sondern an Stellen mit reichlicheren Niederschlägen. Wenn
der Drago auch eine typische Pflanze der Trockenschluchten ist, so liegt
doch offenbar das Optimum seiner Wasserversorgung so hoch, daß es
an den natürlichen Standorten nicht erreicht wird.
Besonders günstig scheint Laguna [600 m Meereshöhe] dem Gedeihen
der Drachenbäume zu sein. Es ist dieses die Gegend, die mit 720 mm
jährlicher Regenhöhe die meisten (gemessenen) Niederschläge auf der
Insel hat. Von Villa Orotava, Realejo und Icod sind die Niederschlags-
’) Eine Abbildung des Baumes bei Salter : Mem. and Proceed. of the
Manchester Lit. and Phil.-Soc. Vol. 62. 1918. Plate I.
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Dauer der ersten Blüteperiode zu erwarten war, und erhärten damit
das Resultat, das wir aus den Beobachtungen über das Dickenwachstum
ableiteten: die Drachenbäume sind recht jung.
Höchst lehrreich für die Beurteilung der gewaltigen Drachenbäume,
die ausschließlich unter menschlicher Pflege gedeihen, ist ein Vergleich
mit den wild wachsenden Bäumen. Von den drei Stellen, an denen der
Drago auf Tenerife wächst, habe ich zwei besucht. Im Barranco del
Infierno bei Adeje sah ich an fast senkrechten Felswänden weit über
100 Bäume verschiedener Größe. Leider sind die Standorte unzugänglich,
so daß ich keinen messen konnte. Mehr als vier Blüteperioden konnte
ich an keinem feststellen, vielleicht hatte einer fünf Perioden hinter sich
und die Blüten, die er Ende September 1925 trug, stellten die sechste
Periode dar, doch ist diese Angabe unsicher und möglicherweise um eine
Periode zu hoch. Im Barranco Badajoz bei Guimar konnte ich mit Sicher-
heit fünf Blüteperioden an einem wilden Drago zählen. Die wilden
Drachenbäume an der Felswand von Taganana habe ich nicht besucht.
Im Barranco de Raya bei Guimar steht ein älterer Drago, in dessen Um-
gebung sehr zahlreiche ganz junge nnd einige etwas größere junge Bäume
als natürliche Verjüngung wachsen. Als natürlicher Standort ist diese
Stelle nicht anzusehen. Der Abhang des Barranco ist hier zu Terrassen
ausgebaut, auf denen Pfirsich- und Erdbeerbäume gedeihen, so daß der
Drago hier die Bedingungen findet, wie auf Kulturland. Dementsprechend
ist auch der Habitus dieser Bäume genau der gleiche, wie bei den in
Gärten wachsenden.1) Alle Bäume im B. del Infierno und B. Badajoz
waren im Stamm wie in den Ästen viel schlanker als die kultivierten
Bäume. Der groteske Anblick der dicken Drachenbäume mit ihren auf-
getriebenen Gliedern höherer Ordnung beruht auf der Wirkung der
günstigeren Vegetationsbedingungen, die die Gartenbäume gegenüber den
Wildlingen genießen. In erster Linie scheint die bessere Wasserversorgung
maßgebend. Es ist wohl kein Zufall, daß sich die berühmten Bäume
nicht im wasserarmen Süden und auch nicht in der trockenen Küsten-
zone finden, sondern an Stellen mit reichlicheren Niederschlägen. Wenn
der Drago auch eine typische Pflanze der Trockenschluchten ist, so liegt
doch offenbar das Optimum seiner Wasserversorgung so hoch, daß es
an den natürlichen Standorten nicht erreicht wird.
Besonders günstig scheint Laguna [600 m Meereshöhe] dem Gedeihen
der Drachenbäume zu sein. Es ist dieses die Gegend, die mit 720 mm
jährlicher Regenhöhe die meisten (gemessenen) Niederschläge auf der
Insel hat. Von Villa Orotava, Realejo und Icod sind die Niederschlags-
’) Eine Abbildung des Baumes bei Salter : Mem. and Proceed. of the
Manchester Lit. and Phil.-Soc. Vol. 62. 1918. Plate I.