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Hellpach, Willy:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 6. Abhandlung): Mitteilung zur Physiognomik der deutschen Volksstämme, 2 — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43387#0004
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Willy Hellpach:

Biprofilie ist sehr verbreitet, dagegen ist das verkürzte Kinn profi-
lisch gesehen nicht so oft zurückfliehend wie bei den Franken, und ebenso
findet sich die vorspringende lange, spitze und gerade Nase nicht entfernt
so häufig: die Nasenformen sind überaus bunt, eingedrückte, stumpfe,
krause, wellige und knollige Exemplare finden sich in großer Zahl.
Bei unauffälliger oder fehlender Kinnzuspitzung wird die Kinnkürze
doch nur selten vermißt, man begegnet breiten, aber typisch kurzen
Kinnen häufig genug, dagegen langen und spitzen Kinnen (die bei den
Franken häufig sind) so gut wie niemals.
2. Das fälische Gesicht. Im Siedlungsgebiete der heutigen West-
falen und bis östlich tief ins Gebiet der einstigen Ostfalen, also in den
Westen der heutigen Provinz Hannover hinein, treffen wir auf eine
starke, wenn auch nicht unbedingt beherrschende Ausbreitung eines
physiognomischen Typus, der dem schwäbischen ähnelt.
Sein Hauptstigma ist das viereckige oder kreisförmige Gesichts-
projekt, das durch ausgesprochene Kinnbreite (Mandibularität) zustand e-
kommt und im fälischen Gesicht öfter als im schwäbischen durch geringen
Höhendurchmesser der Stirn ..niedrige Stirn“, vollendet wird. Man sieht
viele Vollmond- und Quadratgesichter. Die Nasenformen sind untypisch
(wie im schwäbischen Gebiet), wenn auch krause und stumpfe Exemplare
häufig sind. Mundwinkelschatten von der Ausgeprägtheit der schwäbi-
schen! wurden nicht beobachtet, auch fehlt vielen fälischen Physiogno-
mien die eigentümliche Fülligkeit der Weichteile vieler schwäbischer Ge-
sichter. Globosität des Gesamtkopfes, indem das runde Gesicht durch
einen kugelrunden Schädel vervollständigt wird, ist bei den Falen ebenso
verbreitet wie bei den Schwaben.
3. Das bayrische Gesicht. Im Bezirk des bayrischen Stammes,
also in Ober- und Niederbayern und den nördlicheren und westlicheren
Teilen Deutschösterreichs (den ,,Alpenländern“) herrscht ein Gesichts-
typus vor, der zu der Mandibularität des schwäbischen (und fälischen)
Gesichts und im genauen Gegensatz zum sächsischen das Stigma eines
überhohen Kinnes fügt: die Entfernung von der Unterlippe bis zur
Kinnspitze ist größer als im sonstigen deutschen Durchschnitt. Das
bayrische Kinn ist also breit und lang, so daß die ganze untere Gesichts-
hälfte oft wie hypertrophisch erscheint („Makrognathie“). Das Antlitz-
projekt gleicht einem auf die Schmalseite gestellten Rechteck oder einer
Ellipse.
Mundwinkelschatten sind selten und wenig ausgeprägt. Außerordent-
lich verbreitet, noch mehr als im schwäbischen Bereich, ist Katasarkie
und Parasarkie, d. i. Ansammlung bedeutender Fettmassen um die Unter-
 
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