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Rüger, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 1. Abhandlung): Einige Bemerkungen zur Darstellung tektonischer Elemente, insbesondere von Klüften und Harnischen — Berlin, Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43543#0022
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L. Rüger,

Auf diese Weise belegt man also das gesamte Netz mit seinen länd-
lichen Teilen mit einer großen Zahl von Angaben über die Belegungs-
dichte. Stellen gleicher Belegungsdichte werden durch Kurven ver-
bunden. Man wird beim Zeichnen dieser Kurven dann gewöhnlich merken,
daß man noch eine Reihe Auszählungen zur genaueren Fixierung des
Kurvenverlaufes vornehmen muß, so daß man also bis zur völligen
Herstellung der Kurven die beiden Oleate aufgespannt läßt.
Ist dies fertig, so paust man von dem Oleat die Kurven auf ein
Zeichenpapier und zeichnet diese für die Reinzeichnung aus. Die ver-
schiedenen Belegungsdichten werden dann mit verschiedenen Signaturen
angegeben und man erhält nun als fertige Kluftprojektion ein Bild, wie
es die Abb. 8 und 9 darstellen. Auf dem Grundkreis trägt man nun die
Grade in richtiger Orientierung auf, also von N (0°) — E (90°) — S (180°)
usw. Mittels eines rechten Winkels kann nun von jeder Stelle sofort das
Streichen angegeben werden, wie dies früher gezeigt wurde. Um sich
auch vom Fallen gleich ein genaues Bild zu machen, nimmt man ein
Oleat, welches in Form konzentrischer Kreise mit Abständen entsprechend
den Poldistanzen des Netzes versehen ist. Dies kann auf die fertige
Zeichnung gelegt werden und man kann dann sofort den Betrag des
Fallens ermitteln.
Es mag jetzt eine kurze Besprechung an Hand zweier solcher Kluft-
bilder vorgenommen werden. Zunächst Abb. 8, welche eine Klüfte-
projektion aus dem Granitmassiv des Melibocus zeigt. Zugrunde liegen
560 Messungen, die sich auf drei Steinbrüche im zentralen Teile des
Massives verteilen. Betrachtet seien zunächst die Maxima im NW- und
SE-Quadranten, wo die Belegungsdichte bis gegen 70 °/00 steigt. Die
Klüfte beider Maxima besitzen fast gleiches Streichen, nämlich rund 10°.
Das Fallen beträgt bei dem ersten etwa 65° nach SE, beim zweiten
65—70 0 gegen NW. Nun sieht man, daß es sich hier durchaus nicht um
ein Kluftsystem handelt, dessen Fallen um 90° pendelt, denn von den
Maxima fällt die Belegungsdichte scharf gegen den Grundkreis ab.
Hätte man diese Klüfte wie üblich in einer Kluftrose aufgetragen und das
Fallen nicht berücksichtigt, so würde in der Kluftrose ein Maximum
um 20 0 Streichen entstehen. Man hätte also ein völlig falsches Bild er-
halten. Doch wäre es völlig verfrüht, jetzt schon derartige Erscheinungen
zu diskutieren, um so mehr, als dazu noch andere tektonische Elemente,
die hier wegblieben, hinzugenommen werden müßten.1) Find lediglich
nur ein Kluftdiagramm zur Grundlage für mechanische Deutungen
machen zu wollen, würde ebenso verfehlt sein, wie aus einer Kluftrose

) Dies soll an anderen Beispielen geschehen.
 
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