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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 13. Abhandlung): Naturwissenschaftliche Apologetik des Christentums — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43555#0003
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Naturwissenschaftliche Apologetik des Christentums.
Sollte es wirklich so etwas geben oder anzustreben sein, wie es die
gewählte Überschrift besagt? — Wird die Naturwissenschaft nicht des
Vorwitzes beschuldigt werden, wenn sie sich auf einem ihr so weit ab-
liegenden Felde betätigt und wohl gar auf einem mit dem Nimbus der
Heiligkeit umgebenen? — Rein theoretisch muß diese Frage vielleicht
verneint werden, aber vom Standpunkt der augenblicklichen historischen
Lage darf sie es gewiß nicht. Im Gegenteile, da ist sie von äußerster Dring-
lichkeit. — Denn, was ist der Fall in dem Augenblicke, darin wir stehen ?
— Die Naturwissenschaft erscheint in demselben als die geschworene
Feindin aller Religion. Ein starkes Wort, aber es ist leicht, dasselbe
hundertfach zu belegen.
Als nach der Reformation die römische Kirche sich völlig von der
Naturwissenschaft abgewendet, in einem gewissen Sinne geradezu ab-
gekapselt hatte und die reformierte dann (in den Zeiten der sogenannten
Aufklärung) ihren leidlichen Frieden gemacht hatte mit allen Wissen-
schaften einschließlich denen, die sich mit den Erscheinungen der von der
Kultur noch unberührten Dinge beschäftigten, trat im Laufe des vorigen
Jahrhunderts nach dem Ausklingen der Romantik genau schritthaltend
mit dem schnellen Wachstum der Erkenntnis des natürlichen Geschehens,
eine wachsende Entfremdung zwischen Kirche und Wissenschaft ein,
die im neuen Jahrhundert so weit ging, daß der echte Naturforscher
beinahe seinen guten wissenschaftlichen Ruf zu verlieren fürchten mußte,
wenn er positiv zu einem kirchlichen Bekenntnisse sich zu äußern den
Mut fand. Ja, man hatte Mühe zu beweisen, daß beide Dinge sich ver-
einigen ließen, was aber meist nur durch Aufzählung einiger berühmter
Namen, wie Louis Pasteur, Secchi oder Mendel geschah, von denen
man dann wohl sagte, daß die Ausnahmen die Regel bestätigen, oder
wie es eigentlich in solchem Falle heißen sollte, daß sie die Regel deutlich
ins Licht setzen. — Und in Übereinstimmung hiermit, wenn heute eine
neue Universität gegründet wird, es geschieht dies regelmäßig mit Aus-
schaltung derjenigen Fakultät, die einst die prima inter pares gewesen
war, während doch gerade um der Apologie des Christentums willen
vor einem halben Jahrtausend die Hochschulen gegründet worden waren,
wenigstens hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich.

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