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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 13. Abhandlung): Naturwissenschaftliche Apologetik des Christentums — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43555#0011
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Naturwissenschaftliche Apologetik des Christentums. H
Dies steht ganz im Gegensätze zu der naturwissenschaftlichen An-
schauung, die infolge ihrer guten aber kurzsichtigen Logik die Moral
als eine Funktion des Nutzens und aus dieser Einsicht die Variabilität der
Moral also diese je nach den Umständen als grundverschiedenerklärt,
anders in verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Völkern. Wenn
sie am letzten Ende mit dieser Behauptung (worüber wir nicht urteilen)
nun auch vielleicht recht haben mag, so liegt doch der praktische Fehler,
der sich unter Umständen bis zum Verbrechen steigern kann, darin, daß
die weite Perspektive von Aeonen und Weltenräumen, die sich den Natur-
forschern bei ihren wundervollen Untersuchungen über die Geschichte
der Entstehung von Pflanzenarten und Tiergeschlechtern, über geolo-
gische Umwälzungen und Sternenwelten, und nun auch neuerdings über
das Altern der chemischen Massenteilchen, aufgetan hat, die Augen des
Beobachtenden mehr oder weniger ungeschickt macht für gute Wahr-
nehmungen im Getriebe der Menschen auf dem Markte des täglichen
Lebens. Man kann weder mit dem Fernrohre noch mit dem Mikroskope
sehen, was auf diesem vorgeht. Die Augen und deren optischen Hilfs-
mittel müssen erst auf die Dimensionen des Alltäglichen und uns zunächst
Interessierenden eingestellt sein.
Lind daraus ergibt sich nun die Aufgabe, die ich mir gestellt habe.
Nicht die Flucht aus der einen Kategorie der Wissenschaften in die an-
dere. Nicht ein Erheben der einen über die andere. Sondern eine An-
näherung der einen zu den andern. Die Geistes- oder Kulturwissen-
schaften haben vor den Naturwissenschaften das voraus, daß sie höhere
Zwecke verfolgen, und namentlich die Theologie hat nicht willkürlich
und nur aus „pf äffischer Überhebung“ lange für die erste der Fakultäten
gegolten. Es ist in der Tat wichtiger, daß der Mensch gut sei, und daß
eine gute Rechtsordnung den Sieg des Guten verbürge, als daß der Mensch
neue und immer wieder neue Bedürfnisse befriedigen kann und gleichsam
„auf den Flügeln der Morgenröte“ die neue Welt besuchen kann. Denn
mit gut oder böse wechselt, mathematisch gesprochen, das Vor-
zeichen der bloßen Tüchtigkeit, und der brave Soldat wird dadurch
zum Straßenräuber, während die bloße Tüchtigkeit nur der Menge nach
die Lebensmöglichkeiten steigert ohne deren Sicherung ob ins Positive
oder Negative.
Dem steht aber von Seiten der Naturwissenschaft gegenüber die
bessere Forschungsmethode, das höher gesteigerte Training, das die viel
größere Sicherheit zuverlässiger Ergebnisse verbürgt. Das kommt
nicht daher, daß die Naturwissenschaft die besseren Köpfe unter ihren
Adepten zählt. Symbolisch steht hier das Brüderpaar Humboldt vor
den Pforten der hohen Schule unserer Reichshauptstadt, Es ist so, weil
 
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