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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 15. Abhandlung): Neue geologische Beobachtungen im Baitonegebiet des Adamello — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43557#0004
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Wilhelm Salomon:

Tonalit zu meiden pflegt. Mein damaliger Irrtum über die Zusammen-
setzung der Bergwand dürfte darauf beruhen, daß ich sie zwar bei klarem
Wetter photographiert hatte, aber bei unsichtigem Wetter zu ihr empor-
stieg. Als ich mm eine der großen rostbraun verwitterten Schiefer-
schollen von unten erreichte, glaubte ich, daß der ganze Hang wesent-
lich aus ihnen bestünde.
Die hellen Bänder sind abnorm mächtige Gänge, die hauptsächlich
von Biotitpegmatit zusammengesetzt werden. Doch kommt auch, wenn-
gleich viel seltener, Muscovitpegmatit und Schörlpegmatit vor. Auch
sind dem Pegmatit unregelmäßig begrenzte Massen von mittelkörnigem
Aplit beigemengt, ohne daß es mir gelungen wäre, ein bestimmtes Alters-
verhältnis beider festzustellen. Die Gänge liegen flach. Im Cloosschen
Sinne würden sie als Ausfüllungen von Lagerklüften aufzufassen sein.
Ich muß indessen bekennen, daß mir diese flachen, oft unregelmäßig
buckligen Klüfte, die ich auch aus Odenwald, Schwarzwald und anderen
deutschen Gebirgen gut kenne, ausgesprochene Kontraktionsklüfte zu
sein scheinen. Ich werde bald auf diese Frage an anderer Stelle zurück-
kommen.
In Edolo erhielt ich übrigens eine gute Ansichtskarte vom Corno
Giuello östlich der Val Aviolo. Nach dieser zu urteilen sind auch dort
mächtige flache helle Gänge im Hauptgestein (auch da wohl Tonalit)
vorhanden, also wohl ebenfalls Pegmatit-Aplite. Doch hatte ich nie
Gelegenheit, die Örtlichkeit zu besuchen.
In diesem Jahre hatte ich endlich auch die Möglichkeit, die Forcella
di Bombiä (2782 m) bei klarem Wetter zu überschreiten. Dabei stellte
ich fest, daß die früher von mir als Rendenaschiefer aufgefaßten Schiefer
der Forcella wohl ganz und gar zu den Edoloschiefern zu stellen sind.
Wo man sie nämlich etwas vom Tonal'itkontakt entfernt findet, herrschen
unter ihnen phyllitische Typen, z. T. auch mit den typischen flachen
Phyllitgranaten vor. Die höher kristallinen Typen, die mich damals
dazu verleiteten, den Komplex als Rendenaschiefer aufzufassen, verdanken
ihre abnorme Beschaffenheit wohl ganz und gar der Kontaktmetamor-
phose. Damit wird es aber sehr fraglich, ob im Baitonegebiet überhaupt
echte Rendenaschiefer vorliegen.
Ich ging diesmal von dem Rifugio am Lago Rotondo unter dem
Auslauf des Lago di Cacciamali in ungefähr gleicher Höhe über die
Blockmeere am Hange entlang, fand unterwegs große Normaltonalit-
massen mitten in den Schiefern, offenbar Ausläufer des zusammen-
hängenden Tonalitmassives. Dahinter blieb ich bis zur Höhe der For-
cella fast ausschließlich in den im Norden stark metamorphen, im Süden
oft nur schwach veränderten Schiefern. Je weiter ich nach Westen und
 
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