Neue geologische Beobachtungen im Baitonegebiet des Adamello. 9
Es liegt nun nahe, die Erklärung zu versuchen, die Cloos für einige
andere Tiefengesteinsmassive gegeben hat, nämlich entweder die Judi-
karienlinie oder die Tonalelinie oder beide als die Spalten anzusehen,
auf denen das Tonalitmagma emporgedrungen sei und von denen aus
es sich seitwärts oder nach oben ausgebreitet habe. Man könnte dann
annehmen, daß der Seitendruck im W, S und SO, ja selbst noch an dem
nordwestlichen Eckpfeiler die Sedimente hinuntergepreßt und so die
merkwürdige ethmolithische Form erzeugt habe. Es würde mir sehr
angenehm und bequem sein, diese Hypothese auf den Adamello an-
zuwenden. Aber ein Blick auf meine geologische Karte lehrt, daß schon
westlich des Campo Carlo Magno die Judikarienlinie nicht mehr den
Tonalit berührt, sondern in die Rendenaschiefer hineinstreicht. Und
ebenso berührt die Tonalelinie das Tonalitmassiv nur auf einer winzig
kleinen Strecke in der NO-Ecke. Es scheint mir daher mechanisch
unmöglich, hier die CLOOSsche Hypothese anzuwenden. Aber es liegt
vielleicht dennoch nahe, anzunehmen, daß die Hauptintrusionsspalten
oder -Öffnungen des Tonalites im heutigen N- und NO-Teil der Gruppe
zu denken sind, daß das Magma dort emporstieg und sich nicht nur
senkrecht, sondern auch seitwärts gewaltsam seinen Weg in der Erd-
kruste bahnte. Wo der Seitendruck überwog, preßte es die Sedimente
in die Tiefe. Die Trichterform des Ethmolithen würde also
nicht an der ganzen Peripherie des Massives anzunehmen
sein, sondern nur in einem allerdings ziemlich großen Be-
reiche. Auch das in der vorliegenden Arbeit betonte Vorspringen von
sechs Tonalitspornen in das Sedimentgebiet der NW-Seite mit der dar-
aus hervorgehenden fingerartigen Verzahnung des Tiefengesteines mit
den Sedimenten erklärt sich so ganz einfach und natürlich.
Ich habe schon früher darauf hingewiesen, daß auch die Umgrenzung
des Gotthardtmassives ähnliche Formen erkennen läßt wie der Adamello.
Gewiß gebe ich zu, daß in den Schweizer Alpen mit ihren riesigen Decken-
schüben enorme Seitendrucke die ursprünglichen Formen verändert
haben können. Aber es bleibt doch immer die Tatsache bestehen, daß
auch am Gotthardt sowohl von Süden wie von Norden her die Sedimente
unter die Tiefengesteine einsinken. Es wäre auch hier zu untersuchen,
ob nicht die emporsteigenden Tiefengesteinsmagmen sich außer nach
oben, auch nach Norden und Süden ihren Weg erzwangen und so die
Sedimente auseinander und nach unten preßten.
Es liegt nun nahe, die Erklärung zu versuchen, die Cloos für einige
andere Tiefengesteinsmassive gegeben hat, nämlich entweder die Judi-
karienlinie oder die Tonalelinie oder beide als die Spalten anzusehen,
auf denen das Tonalitmagma emporgedrungen sei und von denen aus
es sich seitwärts oder nach oben ausgebreitet habe. Man könnte dann
annehmen, daß der Seitendruck im W, S und SO, ja selbst noch an dem
nordwestlichen Eckpfeiler die Sedimente hinuntergepreßt und so die
merkwürdige ethmolithische Form erzeugt habe. Es würde mir sehr
angenehm und bequem sein, diese Hypothese auf den Adamello an-
zuwenden. Aber ein Blick auf meine geologische Karte lehrt, daß schon
westlich des Campo Carlo Magno die Judikarienlinie nicht mehr den
Tonalit berührt, sondern in die Rendenaschiefer hineinstreicht. Und
ebenso berührt die Tonalelinie das Tonalitmassiv nur auf einer winzig
kleinen Strecke in der NO-Ecke. Es scheint mir daher mechanisch
unmöglich, hier die CLOOSsche Hypothese anzuwenden. Aber es liegt
vielleicht dennoch nahe, anzunehmen, daß die Hauptintrusionsspalten
oder -Öffnungen des Tonalites im heutigen N- und NO-Teil der Gruppe
zu denken sind, daß das Magma dort emporstieg und sich nicht nur
senkrecht, sondern auch seitwärts gewaltsam seinen Weg in der Erd-
kruste bahnte. Wo der Seitendruck überwog, preßte es die Sedimente
in die Tiefe. Die Trichterform des Ethmolithen würde also
nicht an der ganzen Peripherie des Massives anzunehmen
sein, sondern nur in einem allerdings ziemlich großen Be-
reiche. Auch das in der vorliegenden Arbeit betonte Vorspringen von
sechs Tonalitspornen in das Sedimentgebiet der NW-Seite mit der dar-
aus hervorgehenden fingerartigen Verzahnung des Tiefengesteines mit
den Sedimenten erklärt sich so ganz einfach und natürlich.
Ich habe schon früher darauf hingewiesen, daß auch die Umgrenzung
des Gotthardtmassives ähnliche Formen erkennen läßt wie der Adamello.
Gewiß gebe ich zu, daß in den Schweizer Alpen mit ihren riesigen Decken-
schüben enorme Seitendrucke die ursprünglichen Formen verändert
haben können. Aber es bleibt doch immer die Tatsache bestehen, daß
auch am Gotthardt sowohl von Süden wie von Norden her die Sedimente
unter die Tiefengesteine einsinken. Es wäre auch hier zu untersuchen,
ob nicht die emporsteigenden Tiefengesteinsmagmen sich außer nach
oben, auch nach Norden und Süden ihren Weg erzwangen und so die
Sedimente auseinander und nach unten preßten.