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Freudenberg, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 19. Abhandlung): Zur Kenntnis des Fichtenholz-Lignins (8. Mitteilung über Lignin und Cellulose) — Berlin, Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43561#0008
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Karl Freudenberg : Zur Kenntnis des Fichtenholz-Lignins.

dem augenblicklichen Stand unseres Wissens läßt sich die Entscheidung
zwischen den beiden Typen nicht treffen.
Die Formeln dienen als Arbeitshypothese, die ich mit meinen Mit-
arbeitern durch weitere Versuche prüfen werde.

Als Beitrag zur Chemie der Cellulose sei eine kurze Bemerkung
über das Biosan von K. Hess und H. Friese7) hinzugefügt. Dieses
angebliche Cellobioseanhydrid soll als Zwischenprodukt des schonen-
den Abbaus der Cellulose in bedeutender Ausbeute entstehen. Mit
K. Friedrich habe ich gefunden, daß die Acetylverbindung des ,,Bio-
sans“ etwa 1 °/0 Acetyl mehr enthält (45,8 statt 44,8) als einem Hex-
acetyl-Biosan zukommt. Diese Differenz tritt besonders dann zutage,
wenn das Acetat vor der Analyse aus seiner Lösung in Aceton durch
Wasser umgefällt wird. Es handelt sich um eine kettenförmige Verbin-
dung von schätzungsweise 10—16 Glucoseresten; das Acetat eines
Polysaccharids von durchschnittlich 14 Gliedern verlangt 45,75 °/0
Acetyl. Auch die Reduktionskraft gegenüber Fehlings Lösung (von
K. Hess und H. Friese mit 1/6 derjenigen der Glucose angegeben, von
uns bestätigt) spricht für diese Auffassung. Ein Polysaccharid von
12—14 Gliedern würde diese Reduktionskraft besitzen. Daß ein solches
Gebilde die von K. Hess und C.Trogus beobachteten Röntgen-Dia-
gramme zeigt, nimmt nicht wunder.
Mit dieser Feststellung fällt die wichtigste Stütze, durch die K. Hess
seine Auffassung von der Cellulose noch zu halten versucht hat.
Für die Chemie der Cellulose sind Versuche von Interesse, die sich
an die unlängst mitgeteilten Messungen8) der Zerfallsgeschwindigkeit von
Disacchariden anschließen. Es wurde gefunden, daß die Spaltung der
Cellulose von einer Konstante geregelt ist, die nur durch einen sehr
geringen Gang von der einer monomolaren Reaktion abweicht und
etwa nur halb so groß ist wie die der Cellobiose. Auch die Geschwindig-
keit des Zerfalls der Stärke, der innerhalb der Fehlergrenzen monomolar
verläuft, bleibt um rund 1/3 hinter der der Maltose zurück. Eine Deutung
dieser Ergebnisse kann erst versucht werden, wenn die Reaktionsansätze
auf verschiedenen Stufen des Abbaus analysiert sind. Die Versuche
hinüber, die sich als langweilig erwiesen haben, sind im Gange und
werden auch auf andere Polysecharide ausgedehnt.
7) Annalen 450, 40 (1926); 456, 48 (1927); K. Hess und C. Trogus, Ber. 61,
1982 (1928).
8) Ber. 61, 1738 (1928).
 
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