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Sander, Bruno; Felkel, Elfriede; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 13. Abhandlung): Zur tektonischen Analyse von Schmelztektoniten — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43586#0006
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B. Sander uncl E. Felkel :

von meinen Führern Herrn RÜGER-Heidelberg und Herrn BECKER-Leipzig
für diese Fragestellung geeignetes Material entnahm und als ich Frau
Dr. Felkel ■ in meinem Institut die U-Tisch-Analyse solcher Gesteine
und die Revision der Rosenbusch-Sammlung nach solchen Gesichts-
punkten übertrug. Auch Herr Dr. Reithofer hat ein Diagramm beige-
tragen.
Wenn nach dem Gesagten zu erwarten ist, daß in vielen Fällen an
Erstarrungsgesteinen (ohne Durchbewegung nach der Erstarrung) die
Analyse des Strömungsbildes makroskopisch, mikroskopisch und mit
dem U-Tisch ebenso gelingt wie an anderen Tektoniten, so ist das nicht
für alle Erstarrungsgesteine mit Strömung gesagt. Man wird für solche
Analysen Gesteine bzw. Bereiche mit Fluidalstrukturen wählen und mit
stab- oder scheibenförmigen Kristalliten, möglichst so, daß deren wenig-
stens 200 im (geographisch orientierten) Dünnschliff zu finden sind. Daß
es viele solche Gesteine gibt und daß der U-Tisch auch hier weit über das
ohne Diagramm zu Vermutende hinausführt, wird in Beispielen gezeigt
werden: Die Analyse gelingt auch in Fällen, in welchen ohne U-Tisch
nichts zu sehen ist. Die häufige Anwendbarkeit der petrotektonischen
Analyse darzutun ist der Zweck des Vorliegenden, die systematische Ana-
lyse einzelner Vorkommen durchzuführen mag dem Geologen des be-
treffenden Gebietes über lassen bleiben, sei es nun, daß er sich mit Intru-
sionstektonik befaßt, für welche verfeinerte Aufnahmen der Strömungs-
bilder entscheidend sind, sei es, daß er die Herkunft von Ergußdecken
auch an kleinen Erosionsresten noch bestimmen will oder die Fließrichtung
in Gängen und Lagergängen. Auch die petrotektonische Analyse rezenter
Vulkane ist an geeigneten Laven (Vesuv z. B.) möglich und verspricht
wertvolle aktualistische Gesichtspunkte für die Betrachtung älterer Laven,
ja sogar prophylaktisch dürfte eine eingehendere Kenntnis der Kine-
matik strömender Laven unter Umständen nützlich sein.
Soweit sich damit Grundsätzliches verdeutlichen läßt, soll nun auf
die Literatur kurz Bezug genommen werden. Daß es sich in Tektoniten
mit „s-Flächen“ — was die allgemeinste Definition schichtiger oder lami-
narer Tektonite ist — um Gleiten in den s-Flächen — also in der Sprache
der Hydrodynamik um laminare Strömung mit Geschwindigkeitsgefälle
quer zu s — handelt, habe ich seit 1911 und hat alsbald besonders ein-
dringlich auch W. Schmidt betont, lange vor ims schon, wie ich heute
weiß, soweit es sich um neuentstandene Scherflächen handelt, G. Becker.
Auch hat G. Becker schon das laminare Fließgefüge von Ergußgesteinen,
Erdrutschen etc. als hergehöriges Scherflächengefüge angesprochen.
Ebenso hat Becker hervorgehoben, daß starre Einschlüsse in geströmten
Massen eine Endlage finden, wenn ihre Durchmesser a > b > c mit denen
 
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