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Sander, Bruno; Felkel, Elfriede; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 13. Abhandlung): Zur tektonischen Analyse von Schmelztektoniten — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43586#0009
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Zur tektonischen Analyse von Schmelztektoniten.

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unsere Fragestellung grundsätzlich interessierenden Unvollkommenheiten
von Riedels Versuch, der sich durch Fühlung mit bisherigen Einsichten
in die Umformung stetig deformierter Gesteinsbereiche, mit Ergebnissen
und Anwendungen moderner Gefügeanalyse zu einem Fortschritt aus-
gestalten läßt.
H. Philipp hat in einem Beitrage zur Kenntnis der Bewegungs-
vorgänge in hochviskosen geologischen Flüssigkeiten (Centralbl. f. Min.
1921 S. 679) die Laminarbewegung von Gletschern, Schlammströmen,
Muren und Ergußgesteinen nebeneinandergestellt. Das ist nicht nur
ganz im Sinne der vorliegenden und früheren Arbeiten über Tektonite,
sondern es ist gedanklich sehr wichtig, abermals zu betonen, daß es sich
hiebei lediglich um Sonderfälle viel allgemeinerer Erkenntnisse handelt,
nämlich um Sonderfälle der seit G. Becker in ihrer Bedeutung für die
Umformung geologischer Körper (auch aber keineswegs nur in der
Tektonik) erkannten und dargestellten Bewegung in Gleitflächen.
Eben darauf, daß diese Bewegung in s sich von laminarer Strömung
nicht unterscheidet und insofern eine Abtrennung solcher Sonderfälle
auf Kosten des eigentlichen Verständnisses geht, wird hier Nachdruck
gelegt. Schon G. Becker hat erkannt, daß zwischen laminaren Gleit-
flächen eines Magmas und eines Tektonits kein Unterschied besteht;
und er hat die allgemeine Bedeutung dieses Bewegungsbildes für tekto-
nische Umformung (noch nicht aber für die Gefügeregelung) erkannt,
wenn auch nicht die Bedeutung eines einmal mechanisch vorgezeichneten
s für darauf folgende Gleitung und Biegegleitung. Auch die Laminar-
bewegung von Böden, Schlamm usw. hat G. Becker schon eingehend
behandelt.
Es wären also auch Philipps verdienstvolle Beiträge ebenso wie
Riedels in viel allgemeinere, in der Lehre von den Tektoniten in Amerika
und bei uns schon erreichte Einsichten einzuordnen und darstellend an
dieselben anzuschließen. Denn es ist z. B. nicht gleichgültig, ob man sagt,
daß die nach meiner Auffassung ganz einfach ebensogut wie so viele andere
„Falten" gefalteten Lagenobsidiane vonLipari nur „ein Bild wilder Fal-
tung vortäuschen“ oder ob man diesen Faltentypus als einen Tekto-
niten und Magmen gemeinsamen beachtet (s. S. 12—14); denn man erkennt
dabei, für welche Gesetzmäßigkeiten der Umformung der geologische
Name des Materials belanglos ist. Der Begriff der Laminarbewegung
(vgl. S. 687) ist nicht an eine bestimmte Mindestmächtigkeit der laminae
gebunden und nicht mit einer Abscherung von bestimmter Scherflächen-
distanz identisch; auch nicht etwa gebunden an Konstanz oder Änderung
des Geschwindigkeitsgefälles senkrecht zu den einander üb er gleitenden
Schichten beliebiger Mächtigkeit. Ebenso wie die Gletscherstudien dieses
 
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