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Curt Herbst:
Bei dem Versuch ist weiter von Interesse, daß die Tiere mit weib-
lichem Charakter spät entstanden, nachdem schon der größte Teil der
Larven vermännlicht worden war. Das scheint darauf hinzudeuten, daß
unter den Larven genetische Unterschiede vorhanden sind, die dem
vermännlichenden Einfluß des angesäuerten Seewassers einen verschieden
großen Widerstand entgegensetzten. Das Resultat stimmt ganz zu
meinen Erfahrungen von 1927, die in mir den Eindruck erweckten, als
ob die letzte ITälfte der indifferenten Larven schwieriger zu vermänn-
lichen sei als die erste.1)
Die Kontrollkultur zu diesem HCl-Versuch war leider mit einer
Sorte natürlichen Seewassers angesetzt worden, die zwar die indifferenten
Larven sehr lange munter freischwimmend erhielt, aber die Verwand-
lung derselben hemmte. Erst als am 11. 7., 4.25 p. m., das Seewasser
durch solches von der Bonellia-Fundstelle ersetzt worden war, vollzog
sich bei dem größeren Teil der noch überlebenden Larven die Ver-
wandlung, so daß am 20. 7., 12.30, von 20 Stück 13 weiblichen Cha-
rakter erwiesen, 2 sicher und eines unsicher vermännlicht war, während
die übrigen 4 immer noch indifferent geblieben waren. Es war also in
dieser Kontrolle mehr als die Hälfte der Larven verweiblicht und nur
ca. 2/e vermännlicht worden, wobei noch das späte Auftreten der Ver-
männlichungen zu beachten ist, die erst, wie dies nach Baltzer für die
weibchenlosen Zuchten charakteristisch ist, nach 3—4 Wochen auftraten,
während im angesäuerten Wasser die ersten Männchen schon nach
5 Tagen erschienen.
Es kann als Kontrolle zu dem Säureversuch aber auch noch eine
Zucht in künstlichem Seewasser dienen, die mit demselben Larven-
material am 23. 6., 11.35, angesetzt wurde. Von 60 Larven wurden
in derselben 42 zu Weibchen, 1 zeigte nur weiblichen Einschlag2),
2 wurden zu Männchen, eine zeigte männlichen Einschlag, 11 blieben
bis zu Abbruch des Versuchs am 15. 7. indifferent und 3 waren ab-
gestorben. Hier sind also mehr als 2/,3 der Larven verweiblicht und
nur 1/2o vermännlicht worden, wobei die Larve mit männlichem Ein-
schlag mit zu den Männchen gezählt wurde. Das ist ein gewaltiger
Unterschied zu dem Resultat, das in dem angesäuerten Seewasser er-
halten wurde.
J) Vgl. hierzu die Ausführungen Baltzers Verh. d. Deutschen zool. Gesell-
schaft 1928, p. 302.
2) Eine Larve mit weiblichem Einschlag ist eine solche, die sich in ein
Weibchen verwandeln will, also ein Weibchen in den ersten Stadien; eine Larve
mit männlichem Einschlag eine Vermännlichung in den ersten Stadien.
Curt Herbst:
Bei dem Versuch ist weiter von Interesse, daß die Tiere mit weib-
lichem Charakter spät entstanden, nachdem schon der größte Teil der
Larven vermännlicht worden war. Das scheint darauf hinzudeuten, daß
unter den Larven genetische Unterschiede vorhanden sind, die dem
vermännlichenden Einfluß des angesäuerten Seewassers einen verschieden
großen Widerstand entgegensetzten. Das Resultat stimmt ganz zu
meinen Erfahrungen von 1927, die in mir den Eindruck erweckten, als
ob die letzte ITälfte der indifferenten Larven schwieriger zu vermänn-
lichen sei als die erste.1)
Die Kontrollkultur zu diesem HCl-Versuch war leider mit einer
Sorte natürlichen Seewassers angesetzt worden, die zwar die indifferenten
Larven sehr lange munter freischwimmend erhielt, aber die Verwand-
lung derselben hemmte. Erst als am 11. 7., 4.25 p. m., das Seewasser
durch solches von der Bonellia-Fundstelle ersetzt worden war, vollzog
sich bei dem größeren Teil der noch überlebenden Larven die Ver-
wandlung, so daß am 20. 7., 12.30, von 20 Stück 13 weiblichen Cha-
rakter erwiesen, 2 sicher und eines unsicher vermännlicht war, während
die übrigen 4 immer noch indifferent geblieben waren. Es war also in
dieser Kontrolle mehr als die Hälfte der Larven verweiblicht und nur
ca. 2/e vermännlicht worden, wobei noch das späte Auftreten der Ver-
männlichungen zu beachten ist, die erst, wie dies nach Baltzer für die
weibchenlosen Zuchten charakteristisch ist, nach 3—4 Wochen auftraten,
während im angesäuerten Wasser die ersten Männchen schon nach
5 Tagen erschienen.
Es kann als Kontrolle zu dem Säureversuch aber auch noch eine
Zucht in künstlichem Seewasser dienen, die mit demselben Larven-
material am 23. 6., 11.35, angesetzt wurde. Von 60 Larven wurden
in derselben 42 zu Weibchen, 1 zeigte nur weiblichen Einschlag2),
2 wurden zu Männchen, eine zeigte männlichen Einschlag, 11 blieben
bis zu Abbruch des Versuchs am 15. 7. indifferent und 3 waren ab-
gestorben. Hier sind also mehr als 2/,3 der Larven verweiblicht und
nur 1/2o vermännlicht worden, wobei die Larve mit männlichem Ein-
schlag mit zu den Männchen gezählt wurde. Das ist ein gewaltiger
Unterschied zu dem Resultat, das in dem angesäuerten Seewasser er-
halten wurde.
J) Vgl. hierzu die Ausführungen Baltzers Verh. d. Deutschen zool. Gesell-
schaft 1928, p. 302.
2) Eine Larve mit weiblichem Einschlag ist eine solche, die sich in ein
Weibchen verwandeln will, also ein Weibchen in den ersten Stadien; eine Larve
mit männlichem Einschlag eine Vermännlichung in den ersten Stadien.