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Herbst, Curt [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 16. Abhandlung): Untersuchungen zur Bestimmung des Geschlechts, 2: Weitere Experimente über die Vermännlichung indifferenter Bonellia-Larven durch künstliche Mittel — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43589#0018
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18

Curt Herbst:

Am 23. 6., 4 p. m., waren 6 Weibchen in der Kultur vorhanden,
und war der pH-Wert auf 6,9 gestiegen, weswegen die Flüssigkeit ge-
wechselt wurde, so daß pH = 6,25 war.
Am 27.6., 11.10, kamen zwei weitere Weibchen dazu, von denen
eines ein aufgehelltes Vorderende aufwies, obgleich es typisch wie ein
Weibchen pumpte. Man kann das Tier als Intersex bezeichnen; aber
echte Vermännlichungen waren nicht zu sehen. 4.20 p. m. wurde das
Wasser gewechselt. Dabei wurde aber nicht das am 19. 6. benutzte
ohne weiteres zum Auffüllen verwendet, sondern es wurden, da der
pH-Wert unterdessen in diesem Wasser auf 6,4 gestiegen war, zu 40 ccm
der alten Lösung 0,02 ccm 1j10 nHCl gefügt, so daß pH = 6,1 war.
Der oben angegebene Bikarbonatgehalt war derjenige, welcher nach
diesem zweiten HCl-Zusatz erreicht worden war. Am andern Tage;
am 28. 6., 12 m., waren alle Larven tot.
Das ist ein interessantes Resultat, denn es zeigt, daß der Bi-
karbonatgehalt nicht unter ein bestimmtes Minimum sinken darf, um
das Leben und die Verwandlung der Larven zu ermöglichen. Da in
der Zucht eine Reihe von Verweiblichungen auftraten, sogar eher als
in den folgenden Kulturen, so kann man weiter den Schluß ziehen,
daß zur Ausbildung der Weibchen weniger Bikarbonat genügt als zu
der vou Männchen; doch bedarf derselbe weiterer experimenteller Be-
stätigung, die durch die folgenden Kulturen gegeben werden wird.
Man könnte freilich einwenden, daß das Absterben nicht durch den zu
geringen Bikarbonatgehalt, sondern durch den niedrigen pH-Wert von
6,1 herbeigeführt worden ist, aber es muß darauf geantwortet werden,
daß bei den HCl-Versuchen mit natürlichem Seewasser, iu denen mehr
Bikarbonat erhalten bleibt, niedrigere pH-Werte vertragen werden. Ob
allerdings auf längere Zeit, müßte auch erst noch durch besondere Ver-
suche mit konstant gehaltenem Kohlensäuregehalt untersucht werden.
Zu dem gleichen Resultat, daß unter einem gewissen Bikarbonat-
gehalt das Leben der Larven gefährdet wird, war ich schon einmal bei
einem früheren Versuch gelangt. Ich hatte am 10. 6., 4.40 p. in.,
60 Larven vom Material vom 9. 6. in künstliches Seewasser ohne Bi-
karbonatzusatz vom 14. 5. gebracht, aber zu 40 ccm derselben noch
^25 ccm 1/io nHCl gefügt, so daß der pH-Wert 6,1 betrug. Iu diesem
sehr bikarbonatarmen Wasser zeigten die Larven abnorm starke Kon-
traktionen und z. T. Austritt von Öltropfen aus dem Kopfabschnitt.
Außerdem begannen viele zu zerfallen, so daß die Larven am 13. 6.,
4 p. m., in künstliches Seewasser ohne Bikarbonatzusatz vom 14. 5.
übergeführt wurden, ohne noch, wie bei Beginn des Versuches, eine
kleine Dosis HCl hinzuzufügen.
 
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