Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0007
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Arktische Bodenformen in den Alpen.

7

noky geradezu den Ausdruck „Blumenbeete“ für si? gebraucht (Sapper,
Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde, Berlin 1912, S. 264); und Sapper selbst
gebraucht den Ausdruck „Rundbeete“ und verläßt ihn nur zugunsten
der Tarnuzzer sehen Bezeichnung „Schuttfacetten“, von der er glaubte,
daß sie die Priorität hätte, die mir aber noch weniger geeignet erscheint.
Auch hoffe ich im Folgenden zeigen zu können, daß der Ausdruck Fein-
erdebeete“ den Kernpunkt der Entstehung andeutet. Wer die ausge-
zeichneten Bilder 14 und 15 auf Högboms S. 310 (1914) betrachtet, wird
wohl zugeben, daß der Name die richtige Vorstellung von der Sache er-
weckt.
Schon jetzt aber muß ich vorgreifend hervorheben, daß die Bezeich-
nung „Streifenböden“ oder „Steinstreifen“ zwei genetisch verschiedene
Gebilde umfaßt, nämlich sowohl Bodenformen der Solifluktion wie For-
men der ruhenden, bzw. nur in sich bewegten Böden.
[Örtliche Beobachtungen in den Alpen.
Untersuchen wir nun der Reihe nach, welche der polaren Boden-
formen in den Alpen bekanntgeworden sind1), und beginnen mit den
Strukturböden von Meinabdus.
Was zunächst die Feinerdebeete betrifft, so sind sie unzweifelhaft
auch nach Hauser und Tarnuzzer von einer großen Anzahl von Stellen
nächgewiesen, ohne daß die Angaben immer ausreichten, um festzu-
stellen, welche der drei Typen gemeint sind. Indessen ist das bedeutungs-
los, da sie ineinander übergehen und im Grunde genommen nur eine und
dieselbe Erscheinung darstellen.
Den ausführlichsten Nachweis verdanken wir Kinzl a. a. 0. Er
führt sie von zahlreichen Punkten der Silvrettagruppe, der Ötztaler
Alpen, der Stubaier Alpen, der Hohen Tauern, der Venedigergruppe
und der Ankogelgruppe auf. Aber alle seine Beobachtungspnnkte liegen
nahe den heutigen Gletscherzungen innerhalb der Moränen des Vor-
stoßes von 1850, meist in Höhen von 2200—2600 m, selten höher (2709).
Fast alle liegen in Moränen, wenige auf fluvioglazialen Bildungen. Sie
finden sich fast überall da, wo die Ablagerungen vor den Gletscherenden
aus schlammreichem Grundmoränenmaterial bestehen. Sie fehlen, wo
das an feinen Bestandteilen arme Oberflächenmoränenmaterial vorherrscht.
Grundmoränen aus Zentralgneis sind der Bildung günstig.
Die Kinzlsehen Beobachtungspunkte würden verschwinden, wenn
die Gletscher wieder stark vorstoßen würden.

1) Ich kann hier nicht Vollständigkeit der Aufzählung, sondern nur einen
Überblick anstreben.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften