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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0008
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Wilhelm Salomon:

Besonders wichtig ist Kinzls Feststellung von Feinerdebeeten auf
Flächen, die erst um 1900 oder nachher eisfrei geworden sind. Es ist durch
ihn nicht nur bewiesen, daß die Beete rezente Bildungen sind, sondern
auch, daß sie sich im Gegensatz zu Högboms Annahme offenbar oft in
sehr kurzen Zeiträumen bilden.
Steinringähnliche Gebilde, die Kinzl auf dem Eise der Gletscher
selbst traf, enthalten vielfach einen emporgewölbten Eiskern, so daß sie
den echten Feinerdebeeten nicht vergleichbar sind. Die Durchmesser
der echten Beete schwanken nach Kinzl von etwa x/2 bis zu 2 m. Größere
Beete umschließen manchmal kleinere Polygone, deren Durchmesser
unter 2 dm bleibt.
Von großer Bedeutimg für die Erklärung der Feinerdebeete sind
endlich die folgenden Beobachtungen von Kinzl (S. 262). Er fand bei
Nachgrabungen, daß „das Innere der Steinringe bald nur aus feinem,
lockerem Material besteht, bald aber schon in geringer Tiefe, angefangen
von mehreren Zentimetern bis zu zwei bis drei Dezimetern, einen größe-
ren Stein als Kern enthält. Durchaus zeigen gerade die am schönsten
ausgebildeten Ringe einen solchen Steinkern. Gerade hier ist auch die
Mitte des kleinen Feldes kuppenförmig aufgewölbt.“ . . . „,Die Steinkerne
sind teilweise so groß wie die Ringe selbst, teilweise auch bedeutend
kleiner. Ein länglich gestreckter Steinring“ . . . „bildet in seinem Umriß
einen darunter liegenden Block an der Oberfläche ab.“ ... „Ganz allgemein
scheint über einer Felsunterlage die Materialsortierung besonders schön
entwickelt zu sein.“
Entstehung der Feinerdebeete.
Fragen wir nach der bekanntlich in sehr verschiedener Weise ver-
suchten Erklärung der Bildung unserer Beete, so scheinen mir gerade
diese Kinzl sehen Beobachtungen sehr stark die alte HÖGBOMsche Er-
klärung zu stützen (1914, S. 315). Danach wird jede primäre Anreiche-
rung an Feinerde mehr Wasser aufsaugen als feinerdeärmere Stein-
anhäufungen. Sie wird sich also auch beim Gefrieren stärker aufblähen,
mehr nach oben aufwölben und einen stärkeren Seitendruck ausüben.
Dadurch müssen erstens Steine von der gewölbten Oberfläche abgleiten,
andere in der Erde enthaltene zentrifugal oder nach oben fortbewegt
werden, da sie dem Druck nicht durch Differentialbewegungen kleinster
Erdteilchen ausweichen können. Es wird also das zentrale Gebiet der
ursprünglichen Feinerdeanreicherung immer ärmer an Steinen werden,
und diese werden am Rande angehäuft durch den Seitendruck hochkant
gestellt werden, wenn sie eine passende plattige Form haben. Ich möchte
vermuten, daß diese Vorgänge ausreichen, um das von Högbom (1914,
 
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