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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0009
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Arktische Bodenformen in den Alpen.

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S. 299—305) beschriebene Ausfrieren von Steinen zu erklären. Dabei
mögen „Pipkrake4‘-Eisbildungen vielleicht mithelfen. Für notwendig
halte ich sie nicht. Jedenfalls ist es klar, daß ein größerer Stein im Boden,
der bei der Aufblähung des gefrierenden Erdreiches unten ein Wider-
lager darstellt, die Aufblähung nach oben begünstigen wird, sa daß da-
durch die von Kinzl beschriebenen Beobachtungen ihre Erklärung fin-
den. Ebenso versteht man, daß eine Felsunterlage in geringer Tiefe
„Die Materialsortierung“ günstig beeinflußt. Dagegen fällt es mir schwer,
die Kinzl sehen Beobachtimgen mit dem Mechanismus der Gripp sehen
Brodelbewegungen in Einklang zu bringen (Beiträge zur Geologie von
Spitzbergen. Abh. Naturw. Verein. Hamburg 1927. S. 14—15 und bes.
19—24). Ich kann mir nicht denken, daß bei einer Tiefe der KiNZLschen
„Steinkerne“ von nur „mehreren Zentimetern bis zu drei Dezimetern“
Brodelströmungen in der von Gripp angenommenen Weise entstehen
könnten. Auch sonst scheint mir die Übertragung der Benard sehen
Konvektionsexperimente auf den Mechanismus der Beetbildung in der
Natur noch nicht einwandfrei bewiesen zu sein, obwohl ich den hohen
Wert der Gripp sehen Untersuchungen und Aufgrabungen nicht etwa
vermindern will. Aber ich habe Zweifel daran, daß die Dichtedifferenzen
im Boden ausreichen, um Konvektionsströme zu erzeugen. Gripp selbst
gibt folgende Dichtezahlen an: Wasser bei 0° 0,868, bei 1° 0,927, bei 2°
0,968, bei 3° 0,992, bei 4° 1,00, bei 5° 0,992 usw. Berücksichtigt man nun,
daß die Dickspülung unserer Tiefbohrungen etwa 1,3 hat, obwohl sie
doch noch deutlich flüssig ist, so dürfte das spez. Gewicht der Feinerde-
beete in viel höherem Maße von der Menge und der Art der Erdpartikel-
chen als von der Dichte des beigemengten Wassers abhängen. Ich be-
grüße also die Gripp sehen Aufgrabungen und Deutungen als einen inter-
essanten Versuch das Ausfrieren mechanisch zu erklären. Ich erkenne
auch an, daß Gripp das Aufwärtssteigen und seitliche Abwandern der
größeren Steine einwandfrei bewiesen hat. Ich möchte aber doch gerade
auf Grund der KiNZLschen Beobachtungen zunächst die HöGBOMsche
Erklärung weiter als Arbeitshypothese verwenden.
Beobachtungen in den französischen Alpen.
R. Dowille hat in der „Geographie“ (31. 1916—17. S. 241—252)
einen mir leider nicht zugänglichen Aufsatz veröffentlicht: „Sols poly-
gonaux ou reticules“, den ich nur nach Allix zitieren kann. Seine sols
reticules sind offenbar mit meinen Feinerdebeeten identisch, während die
sols polygonaux möglicherweise den Zellenböden Högboms entsprechen.
Er hat beide in den französischen Alpen beobachtet.

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