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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0015
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Arktische Bodenformen in den Alpen.

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lauter kleine Buckel, die übereinander Absätze bilden und manchmal
durch eine Furche getrennt sind. Dabei bestehen die höheren Teile der
Buckel aus feinerem Schutt, der unterste Teil aus gröberen Steinen.
Die Buckel sind entweder gerundet oder unregelmäßig polygonal. Die
schematische Skizze meines Sohnes, Taf 1, Fig. 2 zeigt das Wesent-
liche. Es scheint mir ein Äquivalent der nordischen Steingirlanden vor-
zuliegen, also ein Phänomen, das auf Bodenfließen beruht.
Der Serpentin der begangenen Berge zeigt die Neigung zur Beet-
bildung nur an günstigen Stellen, während die dort weit verbreiteten
Schiefer dafür offenbar viel geeigneter sind. Auf dem Wege über die
Fuorcla Champatsch bis zur Fuorcla Spadla war das Material zu grob
zur Beetbildung. Als mein Sohn aber auf der Linie 2700—2800 m tra-
versierte, sah er deutlich, daß der Nordwesthang des Piz Soer dieselben
Beete hat wie der Minschun. Auch in der Fuorcla Spadla, am Fuße
des Piz Soer, sind unregelmäßig polygonale Beete entwickelt. Sie sind
aber z. T. bewachsen, und zwar besonders in den kleinen Gräben
zwischen zwei benachbarten Beeten, manchmal auch in den Feinerde-
beeten selbst.
Nun ist es gerade dies Gebiet, von dem Tarnuzzeb seine „Schutt-
facetten“ abbildet (1909 S. 105, Fig. 16). Die Skizze meines Sohnes
stimmt in den Hauptpunkten mit Tarnuzzers Zeichnung überein. Ich
will daher hier seine wichtigsten Sätze wiedergeben und bei der Gelegen-
heit auch hervorheben, daß es nicht richtig ist, daß Tarnuzzeb selbst
den Ausdruck „Steingärtchen“ oder „Alpengärtchen“ gebraucht habe,
wie viele Autoren angeben. Er zitiert nur nach einer Angabe von Albert
Heim, daß Hauser den Ausdruck „Steingärtchen“ gebraucht habe.
Aber auch das ist nicht richtig. Denn wie ich schon auf S. 3 angeführt
habe, verglich Hauser zwar die Feinerdebeete „mit einem Garten von
Menschenhand, in Beete abgeteilt.“ Es fiel ihm aber 1864 natürlich noch
gar nicht ein, diesen fremdartigen Gebilden einen Namen zu geben.
Tarnuzzer schreibt: „Im Unterengadin habe ich die Schuttfacetten,
namentlich auf der Fuorcla Spadla (2700 m) nördlich des Piz Soer,
unter der Fuorcla Champatsch (2733 m) und beim Aufstieg aus der Alp
Sesvenna (Scarl) zu den Lais da Rims der Lischannagruppe beobachtet.
Auf dem nassen .... flachen schuftigen Schieferrücken der Fuorcla
Spadla sah ich am 21. August 1899 förmliche Polygone und Mosaikfelder
geordneter Gestein-plättchen zwischen ungeordneten; Strömungszüge
senkrecht gestellter Plättchen zwischen horizontal gelagerten, in ihrer
Schwerelage verharrenden. . . . Die Gesteinsplättchen waren Kalkton-
schiefer und Kalksandsteine, in Massen auf dem Plateau umherliegend,
und der Boden zeigte sich stark durchnäßt“ usw.
 
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