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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0018
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18

Wilhelm Salomon:

haus über den Grat zum Gipfel des Munt Pers (3211 m). Von dort stieg er
in einer Runse etwa südöstlich vom Gipfel nach Süden zur Seitenmoräne
des Persgletschers ab und ging dann ungefähr auf dem Weg wieder zu
dem Hause zurück. Auf dem Südhang des Munt Pers fand er in einem
nicht schiefrigen, sondern blockigen Gestein sehr große Beete, deren
Länge zwischen 1 und 5—7 m schwankte. Sie sind flach geneigt, fallen
aber an den Rändern steil etwa 1—11/2 m ab- Die Ränder bestehen aus
mehr oder minder grobblockigem Material. Seitlich liegt zwischen zwei
Beeten gern eine Art Graben. Die Oberfläche der Beete besteht aus
kleineren Steinen und Feinerde. Der Umriß ist bald mehr oval, bald
mehr polygonal, aber stets in der Hangrichtung verlängert. Ich vermute,
daß es sich auch hier um Steingirlanden handelt, die aus Feinerdebeeten
durch abwärts gerichtete Bewegung entstanden sind, ähnlich wie am
Piz Minschun (s. Fig. 2). Etwas tiefer, bei 2600—2700 m sah mein Sohn
dort auch Streifenböden.
Am Schlüsse meiner Reise versuchte ich auch noch dieselben Boden-
formen in der Baitonegruppe des Adamellogebietes wiederzufinden, aber
mit negativem Erfolge. Ich stieg von Rino (649 m) im Malgatale zum
Lago Grande del Baitone (2247 m) und von dort über die 2782 m hohe
Forcella di Bombiä nach den Malghe Bombiä und Sonico (651 m) ab.
Obwohl die Höhenlage günstig ist und auch die Gesteine teilweise schiefe-
rige Beschaffenheit haben, sind doch die Hänge meist so steil, daß von
Feinerdebeeten nichts zu sehen war. Aber auch Streifenböden habe ich
nicht gesehen. Dabei lag in der Conca- di Bombiä ein großes Firnfeld,
so daß die nötige Bodenfeuchtigkeit mindestens stellenweise vorhanden
gewesen wäre.
Zusammenfassung über die Strukturböden.
Aus den älteren und aus meinen eigenen Beobachtungen geht un-
zweifelhaft hervor, daß die vier Typen der Strukturböden, die Meinardus
unterschieden hatte, in den Alpen vorkommen und nicht einmal selten
sind. Sie treten aber im allgemeinen nicht so dicht gedrängt und nicht
in der Schärfe der Ausbildung auf wie in Spitzbergen und Skandinavien
und sind daher lange nicht so auffällig wie dort. Die Feinerdebeete sind
am besten in der unmittelbaren Nähe der Gletscher entwickelt und zwar
auf den alten Moränen der Gletschervorstöße aus den letzten 80 Jahren.
Unter solchen Umständen sind sie bis zu einer Tiefe von etwa 2200 m be-
kannt. Sie finden sich aber auch fern von den heutigen Gletschern auf
geeigneten Hochflächen und bei geeignetem Gesteinsmaterial. Nach
meinen persönlichen Erfahrungen scheinen sie fern von den Gletschern
meist erst in Höhen von etwa 2800 m an aufzutreten. Sie bevorzugen
 
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