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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0020
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20

Wilhelm Salomon:

Feinerdebeete. Kinzl hat sie aber auch in den viel tiefer gelegenen End-
moränen beobachtet, wo er seine Feinerdebeete fand, also wohl bis zu
2200 m Tiefe.
Krebs hat in der Geographischen Zeitschrift 31, 1925, S. 103 als
Voraussetzung für die Bildung der Strukturböden angegeben: Ebene,
mindestens im Sommer schneefreie Flächen in sehr bedeutender Höhe
und leicht verwitternde Gesteine oder Lockerböden. In den Alpen muß
man wohl noch hinzufügen: Vegetationsarmut, nasser Boden und plattiges
oder schiefriges Gestein. In anderen Gesteinen entstehen zwar ähnliche,
aber viel undeutlichere Bildungen. Dagegen glaube ich, daß die Struk-
turböden auch in sehr viel größeren Tiefen noch entstehen würden, wenn
nicht dort die Pflanzendecke die Vorgänge verhindeite oder unkenntlich
machte. Immerhin würde man Strukturböden in den Alpen schon aus
klimatischen Gründen, auch bei fehlender Pflanzendecke nicht unter
1000 m erwarten, während in Spitzbergen unmittelbar über dem Meere
großartig entwickelte Strukturböden ganze Flächen bedecken. Es muß
also ein Unterschied da sein. Welcher Art er ist, werde ich ganz zum
Schluß besprechen.
Pflasterböden.
Unter diesem Namen möchte ich nur ganz kurz anhangsweise eine
Bodenform erwähnen, auf die Kinzl mit Recht hinweist. Er beschreibt
,.Plätze mit ebenem, pflasterartigem Boden, der wie gewalzt aussieht und
das Gehen auf ihm im Gegensatz zu den üblichen Moränenwanderungen
zu einer Erholung macht“ (S. 265). Ich kenne diesen merkwürdigen
Boden ebenfalls, und zwar nicht nur aus dem Engadin, sondern auch aus
der Adamellogruppe und vielen anderen Gebieten der Alpen. Ich stimme
mit Kinzl darin überein, daß es sich dabei um Stellen handelt, die einen
großen „Teil des Jahres unter Schnee liegen und besonders zur Zeit der
Schneeschmelze sehr stark mit Wasser durchtränkt sind“. Mit Soli-
fluktion haben diese Pflasterböden jedenfalls nichts zu tun. Em. de
Martonne ) hat sie schon 1920 beobachtet. Er schreibt: Ce qui est le
plus commun c’est un tassement des debris encombrant les cols eleves,
sensible au moment de la Ente des neiges; les elementsfins dispa1 aissent
de la surface qui apparait formee d’un dallage presque regulier de blocs.
Nachträglich finde ich im Bande I der Zeitschrift für Geomorphologie
(Leipzig 1926) in einer Arbeit von Stiny dieselben Bodenformen beschrie-
ben (S. 273—274). Die Arbeit heißt: Einiges über Gesteinsklüfte und
Geländeformen in der Reißeckgruppe (Kärnten). Stiny hebt hervor,

J) Geographie XXXIV. 1920, S. 257.
 
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