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Wilhelm Salomon:
liegt aber wohl auch daran, claß man über das Auftreten der Tjäle in den
Alpen noch fast gar nichts weiß. Kinzl nimmt ebenfalls ein heutiges
„Erdfließen“ an, ohne auf diese Unterscheidung einzugehen (S. 265).
Er sagt wörtlich: „Viel zahlreicher als die im vorstehenden beschrie-
benen Steinringe und Steinnetze sind, zumal auf den Moränen der gegen-
wärtigen oder jüngst vergangenen Gletscherstände, jene Formen, die auf
das Erdfließen zurückgehen. Es handelt sich dabei vorwiegend um kleine
zungenartige Schlammströme, die nach unten zu von kleinen Stein-
wällen umsäumt werden, während sie gegen oben zu offen sind.“ Ferner
beschreibt er das Abwärtswandern von größeren Blöcken, die sich auf
geneigtem Gelände immer schneller abwärts bewegen sollen als ihre Um-
gebung und die daher den Boden vor sich herschieben und einen kleinen
Steinwall erzeugen. Aber auch „anscheinend festgefügte aus groben
Blöcken bestehende Trümmerhalden sollen noch immer abwärts wandern“,
wofür als Beispiel eine Wegverschiebung im Kleinen Fleißtal in der Gold-
berggruppe angeführt wird. „Ähnliche Feststellungen sind besonders
auch an den alten Paß wegen allenthalben zu machen.“
Die bestimmtesten Aussagen über die Bewegung von großen Block-
massen stammen von Andre Chaix. Leider ist es mir bisher nicht ge-
lungen, seine ausführliche Abhandlung, im Globe 62 1923 Memoires
S. 1—38 zu bekommen.
Ich habe nur die kurze Abhandlung „Coulees de blocs (Rock-
glaciers, Rockstreams) dans le parc national suisse de la Basse-Enga-
dine“ in den Comptes rendus des seances de la societe de physique et
d’histoire naturelle de Geneve zur Verfügung (Bd. 36, 1919, S. 12—15).
Ferner habe ich den über die ausführliche Arbeit erstatteten Bericht von
Mercanton im Jahrbuch des Schweizer Alpenclubs Bd. 53, 1923, S. 254
bis 256. A. Chaix vergleicht seine „Coulees de blocs“ mit den Rock-
glaciers der amerikanischen Geologen und mit den Stone rivers von
I. G. Andersson, die man im Deutschen gewöhnlich mit dem Wort
.,Blockströme“ übersetzt. Ich halte mit B. Högbom (1914, S. 356) die
Gleichsetzung der Blockgletscher mit den Blockströmen nicht für richtig,
da die Blockgletscher etwas grundsätzlich Verschiedenes von den Block-
strömen sein dürften, der Form wie der Entstehung nach. Der französi-
sche Ausdruck „Coulee de blocs“ entspricht aber sprachlich den „Block-
strömen“, sachlich in der Auffassung von Chaix den Blockgletschern.
Damit will ich natürlich nicht den Wert der ausgezeichneten Unter-
suchungen der beiden Herren Chaix verringern. Sie haben im Schweizer
Nationalpark 4 Blockgletscher untersucht, den auch von mir im letzten
Sommer begangenen der Val Sassa und die drei der Val dell’ Acqua, der
Valletta und der Val Tantermozza, der bei Mercanton in einer ausge-
Wilhelm Salomon:
liegt aber wohl auch daran, claß man über das Auftreten der Tjäle in den
Alpen noch fast gar nichts weiß. Kinzl nimmt ebenfalls ein heutiges
„Erdfließen“ an, ohne auf diese Unterscheidung einzugehen (S. 265).
Er sagt wörtlich: „Viel zahlreicher als die im vorstehenden beschrie-
benen Steinringe und Steinnetze sind, zumal auf den Moränen der gegen-
wärtigen oder jüngst vergangenen Gletscherstände, jene Formen, die auf
das Erdfließen zurückgehen. Es handelt sich dabei vorwiegend um kleine
zungenartige Schlammströme, die nach unten zu von kleinen Stein-
wällen umsäumt werden, während sie gegen oben zu offen sind.“ Ferner
beschreibt er das Abwärtswandern von größeren Blöcken, die sich auf
geneigtem Gelände immer schneller abwärts bewegen sollen als ihre Um-
gebung und die daher den Boden vor sich herschieben und einen kleinen
Steinwall erzeugen. Aber auch „anscheinend festgefügte aus groben
Blöcken bestehende Trümmerhalden sollen noch immer abwärts wandern“,
wofür als Beispiel eine Wegverschiebung im Kleinen Fleißtal in der Gold-
berggruppe angeführt wird. „Ähnliche Feststellungen sind besonders
auch an den alten Paß wegen allenthalben zu machen.“
Die bestimmtesten Aussagen über die Bewegung von großen Block-
massen stammen von Andre Chaix. Leider ist es mir bisher nicht ge-
lungen, seine ausführliche Abhandlung, im Globe 62 1923 Memoires
S. 1—38 zu bekommen.
Ich habe nur die kurze Abhandlung „Coulees de blocs (Rock-
glaciers, Rockstreams) dans le parc national suisse de la Basse-Enga-
dine“ in den Comptes rendus des seances de la societe de physique et
d’histoire naturelle de Geneve zur Verfügung (Bd. 36, 1919, S. 12—15).
Ferner habe ich den über die ausführliche Arbeit erstatteten Bericht von
Mercanton im Jahrbuch des Schweizer Alpenclubs Bd. 53, 1923, S. 254
bis 256. A. Chaix vergleicht seine „Coulees de blocs“ mit den Rock-
glaciers der amerikanischen Geologen und mit den Stone rivers von
I. G. Andersson, die man im Deutschen gewöhnlich mit dem Wort
.,Blockströme“ übersetzt. Ich halte mit B. Högbom (1914, S. 356) die
Gleichsetzung der Blockgletscher mit den Blockströmen nicht für richtig,
da die Blockgletscher etwas grundsätzlich Verschiedenes von den Block-
strömen sein dürften, der Form wie der Entstehung nach. Der französi-
sche Ausdruck „Coulee de blocs“ entspricht aber sprachlich den „Block-
strömen“, sachlich in der Auffassung von Chaix den Blockgletschern.
Damit will ich natürlich nicht den Wert der ausgezeichneten Unter-
suchungen der beiden Herren Chaix verringern. Sie haben im Schweizer
Nationalpark 4 Blockgletscher untersucht, den auch von mir im letzten
Sommer begangenen der Val Sassa und die drei der Val dell’ Acqua, der
Valletta und der Val Tantermozza, der bei Mercanton in einer ausge-