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Wilhelm Salomon:
graben fand er noch Eis zwischen den Blöcken. Högbom (1914, S. 357)
hebt hervor, daß in Spitzbergen noch lebende Gletscher so von Block-
massen begraben sind, daß man von dem Eise nichts sieht.
Kehren wir nun zu den Alpen zurück, so möchte ich zuerst die
Schilderungen von Allix hervorheben.
Allix beschreibt oder erwähnt in dem schon zitierten Aufsatz auf
S. 435—436 mehrere „Rockglaciers“ = „Glaciers Rocheux“ aus den
französischen Alpen. Nach seiner Beschreibung handelt es sich aber hier
wirklich um Gletscher von Eis, die nur eine äußerst starke Blockdecke
tragen. Selbst am Ende des Glacier rocheux du Lac noir tritt das schwarze
Eis noch unter den letzten Felstrümmern heraus, wenn es auch unent-
schieden ist, ob dies Eis zum lebenden Gletscher gehört oder totes Eis ist.
Em. de Mabtonxte hat im Bd. 34 der Geographie von 1920 eine
wertvolle Abhandlung über „Le röle morphologique de la neige en mon-
tagne“ veröffentlicht (S. 255—267). Er hebt hervor, daß bei der Schnee-
schmelze gleitende Bodenbewegungen eintreten, die er sowohl mit der
arktischen Solifluktion wie mit Götzingers Kriechen vergleicht. Aber
obwohl ich zugebe, daß bei der Schneeschmelze der tiefere Untergrund
noch gefroren sein kann und dadurch ähnliche Verhältnisse wie oberhalb
der arktischen Tjäle entstehen können, scheint mir doch die Analogie zu
dem Bodenkriechen in den nicht periglazialen Gebieten bedeutend größer
zu sein. Beispiele, wie er sie aus den Alpen schildert, kommen auch in
den deutschen Mittelgebirgen heute noch in großer Zahl vor. Ebenso
scheinen mi seine „glaciers de pierres“ ihrer Entstehungsart nach nicht
den periglazialen Blockströmen zu entsprechen, sondern alten Firn- oder
Gletscheroberflächenmoränen. Für die periglazialen Blockströme scheint
mir eben das wesentliche Moment das Gleiten über der Tjäle zu sein,
nicht das Gleiten auf Schnee oder Eis der Oberfläche. Es ist das natürlich
in letzter Linie Definitionssache. Einer der „glaciers de pierres", den
Mabtonne auch abbildet, liegt in den Hohen Tauern im „Dössental“
Auch in seinem Traite de Geographie physique (Bd. II, 1926, Paris.
S. 858—865) geht Martonxe auf Solifluktion und Strukturböden ein,
Im Tunern der Rockglaciers — Coulees de pierres sollen sich Eislinsen,
befinden. Diese und die Durchfeuchtung bei der Schneeschmelze sollen
die Bewegungen der Blockgletscher erzeugen. Er stützt sich bei seinen
Darlegungen hauptsächlich auf Chaix , Capps und Howe.
A. Chaix selbst gibt eine vortreffliche Beschreibung seiner Coulees de
blocs. Er erklärt ihre Bildung vorläufig durch die folgende Hypothese.
„Au dernier stade de l’epoque glaciaire, ou peut-etre meme en 1830, un
glacier local aurait occupe l’espace delimite par les deux moraines late-
rales et aurait eu sa moraine frontale ä une centaine de metres en amont
Wilhelm Salomon:
graben fand er noch Eis zwischen den Blöcken. Högbom (1914, S. 357)
hebt hervor, daß in Spitzbergen noch lebende Gletscher so von Block-
massen begraben sind, daß man von dem Eise nichts sieht.
Kehren wir nun zu den Alpen zurück, so möchte ich zuerst die
Schilderungen von Allix hervorheben.
Allix beschreibt oder erwähnt in dem schon zitierten Aufsatz auf
S. 435—436 mehrere „Rockglaciers“ = „Glaciers Rocheux“ aus den
französischen Alpen. Nach seiner Beschreibung handelt es sich aber hier
wirklich um Gletscher von Eis, die nur eine äußerst starke Blockdecke
tragen. Selbst am Ende des Glacier rocheux du Lac noir tritt das schwarze
Eis noch unter den letzten Felstrümmern heraus, wenn es auch unent-
schieden ist, ob dies Eis zum lebenden Gletscher gehört oder totes Eis ist.
Em. de Mabtonxte hat im Bd. 34 der Geographie von 1920 eine
wertvolle Abhandlung über „Le röle morphologique de la neige en mon-
tagne“ veröffentlicht (S. 255—267). Er hebt hervor, daß bei der Schnee-
schmelze gleitende Bodenbewegungen eintreten, die er sowohl mit der
arktischen Solifluktion wie mit Götzingers Kriechen vergleicht. Aber
obwohl ich zugebe, daß bei der Schneeschmelze der tiefere Untergrund
noch gefroren sein kann und dadurch ähnliche Verhältnisse wie oberhalb
der arktischen Tjäle entstehen können, scheint mir doch die Analogie zu
dem Bodenkriechen in den nicht periglazialen Gebieten bedeutend größer
zu sein. Beispiele, wie er sie aus den Alpen schildert, kommen auch in
den deutschen Mittelgebirgen heute noch in großer Zahl vor. Ebenso
scheinen mi seine „glaciers de pierres“ ihrer Entstehungsart nach nicht
den periglazialen Blockströmen zu entsprechen, sondern alten Firn- oder
Gletscheroberflächenmoränen. Für die periglazialen Blockströme scheint
mir eben das wesentliche Moment das Gleiten über der Tjäle zu sein,
nicht das Gleiten auf Schnee oder Eis der Oberfläche. Es ist das natürlich
in letzter Linie Definitionssache. Einer der „glaciers de pierres", den
Mabtonne auch abbildet, liegt in den Hohen Tauern im „Dössental“
Auch in seinem Traite de Geographie physique (Bd. II, 1926, Paris.
S. 858—865) geht Martonxe auf Solifluktion und Strukturböden ein,
Im Tunern der Rockglaciers — Coulees de pierres sollen sich Eislinsen,
befinden. Diese und die Durchfeuchtung bei der Schneeschmelze sollen
die Bewegungen der Blockgletscher erzeugen. Er stützt sich bei seinen
Darlegungen hauptsächlich auf Chaix , Capps und Howe.
A. Chaix selbst gibt eine vortreffliche Beschreibung seiner Coulees de
blocs. Er erklärt ihre Bildung vorläufig durch die folgende Hypothese.
„Au dernier stade de l’epoque glaciaire, ou peut-etre meme en 1830, un
glacier local aurait occupe l’espace delimite par les deux moraines late-
rales et aurait eu sa moraine frontale ä une centaine de metres en amont