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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 9. Abhandlung): Zur Entstehung der Kare — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43582#0004
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W. Deecke:

Aushöhlungen war, so daß man aus deren Vorkommen auf einstige glaziale
Einflüsse schließen darf. Die einfachsten derartigen Gebilde stellen
die Kraterkare dar. Bei diesen haben wir von vorneherein steile
Wände und rundliche, zirkusartige Formen, welche durch Niederbrechen
der Hänge frisch gehalten werden. — Etwas anders liegt die Sache
schon bei den Karnischen an der Außenseite der Vulkankegel, in denen
sich bei den in die Schneeregion der Tropen aufragenden Biesen-
bergen Firn und Eis ansammelt. Auf diesen Flanken erfolgen oft
Rutschungen, veranlaßt durch die Erschütterungen bei Ausbrüchen und
Erdbeben, durch Belastung mit Aschen und Auswürflingen, durch Schnee-
und Eislawinen und eingedrungenes Wasser. Die jüngste Diskussion
über das Auftreten oder Fehlen von Karen am Ätna ist dafür ein Beweis,
da beide Autoren (Maier-UIiu und Fr. LEYDEN-Berlin) in der Wirkung
selbst von kleinen Schneemassen am Atnakegel einig sind, außerdem
auch Gesteinsrutsche häufig vorkommen und Nischen hinterlassen1).
Selbst ganz alte Vulkanruinen, wenn sie isoliert aufragen, geben zu
solchen Bergstürzen Veranlassung. Ich denke an einige mir gerade be-
kannte Ereignisse auf den Basaltkegeln des Hegaus in Baden. 1747
geschah an der Ostseite des Hohenhöwen ein gewaltiger Sturz, welcher
eine weite rundliche Nische erzeugte und davor einen breiten Trümmer-
und Stauwall; 1890 ereignete sich am Höwen ein anderer bedeutender
Schlipf; 1919 riß oben am Hohenstoffeln eine Masse los und hinter-
ließ eine karartige Wunde am Berge, und dort spielte sich in früheren
Zeiten dies schon öfters ab. Läge dies Gebiet in einer vereisten
Region, müßte sich unbedingt in diesen Abrißnischen Schnee oder Eis
ansammeln und die Hohlform weiter ausbilden. Ich bin daher der
Meinung, daß die von Philipp beschriebenen, mehrfach von anderen
Seiten angefochtenen Kare an der Wasserkuppe der Rhön gleichen Vor-
gängen ihre Entstehung verdanken, und falls sie iu der Diluvialzeit
entstanden, unter dem Einfluß von Schneelawinen erweitert und aus-
gestaltet wurden.
Eine zweite Gruppe sind die lehnsesselartigen Aushöhlungen am
Steilrande von Schichttafeln. Wir haben solche im nördlichen und
mittleren Schwarzwald und den Vogesen. Sie sind eingehend von den
württembergisehen Landesgeologen beschrieben und sind vor allem am
Außenrande der Buntsandsteintafel entwickelt. Bei ihnen ist ganz klar,
wie sie zustande kamen; denn ausnahmslos sind sie gebunden an
weichere, wasserhaltende Zonen, vor allem an das Ecksche Konglomerat
an der Grenze von unterem und mittlerem Buntsandstein. Dies Kon-

') Peterm. Geogr. Mitteil. 1928 u. 1929.
 
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