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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 9. Abhandlung): Zur Entstehung der Kare — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43582#0005
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Zur Entstehung der Kare.

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glomerat ist nicht nur quellreich, sondern zugleich weich und tonig,
vom Wasser aufzuweichen und abzuspülen.
Somit bildet sich dadurch längs des Ausstriches dieser Schicht
am Fuße einer Steilstufe eine Reihe von mehr oder minder umfang-
reichen Quellnischen, welche sich durch Unterspülung, Ausrutschen der
liegenden nachgiebigen Bänke und Herabbrechen der haltlos geworde-
nen hangenden Lagen immer tiefer in die Hinterwand einfressen. Man
kann im östlichen Schwarzwalde von Villingen gegen Freudenstadt alle
Übergänge vom einfachen Quelldobel bis zum ausgesprochen typischen
Kar beobachten. Wichtig ist dabei, daß sich über dem Wasserhorizont
eine mächtige Serie dickbanltiger, harter, z.T. verkieselter Sandsteine
des mittleren Buntsaudsteins vorfindet, die beim Niederbrechen an sich
schon zur Bildung von Steilwänden neigen. Hinzu kommt, daß auch
unter dem Quellniveau einzelne widerstandfähigere Bänke liegen und
daß das ganze Schichtpaket oft gegen die Steilwand, im vorliegenden
Beispiele bei Nord- und Nordostlage der Kare nach Osten oder süd-
ostwärts einfällt. Durch die untere harte Lage wird ein Abschluß
des Quelltrichters hervorgerufen und durch das Einfallen erstens eine
rundliche Gestalt veranlaßt, sowie zweitens dem Rückschreiten und dem
Entstehen eines längeren Taltroges Hindernisse bereitet. Denn, wenn
die wasserhaltige Schicht hinter dem Stau der vorderen Bank zu tief
einsinkt, tritt eben kein Wasser mehr aus und das Rückschreiten hört
schließlich auf. Je mächtiger die harten geschlossenen Sandsteinlagen
sind, um so besser ist das Kar ausgeprägt. Da nun jenes in erster
Linie für den Nordschwarzwald und die Mittel- und Nordvogesen zu-
trifft, ist eben dies Phänomen dort am besten zu sehen. Diese hohen,
von Sandsteinsteilrändern gekrönten, 900—1100 m hohen Rücken stan-
den in der Diluvialzeit ganz bestimmt unter dem Einfluß eines nivalen
Klimas. In den gegen Norden, Nordosten, Osten und Südosten ge-
öffneten Quellnischen sammelte sich der über den Kamm herüber-
geblasene Schnee und blieb in diesen der Sonnenbestrahlung minder
zugänglichen Hohlformen mehr oder weniger lange liegen. Man muß
nun nicht gleich an die Ausbildung von Gletschern denken. Die Ver-
eisung ist sicher langsam gekommen und wird sich anfangs als eine
lange dauernde naßkalte Periode charakterisiert haben. Als solche hat
sie die unten austretenden Schichtquellen in ihren ausnagenden Wir-
kungen unterstützt; gleichzeitig rief die zunehmende Anhäufung von
Schnee im Herbst und Frühjahr zahlreiche Lawinen hervor, welche
immer mehr die möglicherweise flacheren Hänge der Nischen steiler
gestalteten. Es ist hervorzuheben, daß diese Lawinen an allen Teilen
eines solchen Trichters abrutschen können und daß sie das mitfferissene
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