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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 9. Abhandlung): Zur Entstehung der Kare — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43582#0007
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Zur Entstehung der Kare.

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sondern einer langsamen Umgestaltung, wie sie eine allmählich herein-
brechende Vereisung mit sich bringen mußte.
So ließe sich zunächst ohne Schwierigkeit erklären, wie die am
Rande der südwestdeutschen Buntsandsteintafeln unter den Kämmen
liegenden Quelltrichter zu Karen wurden. Als schließlich der in sie
hineingeratene Schnee zu Firn- und Gletschereis wurde, das sich dem
Ausgange zuschob, wurden oft die letzten Teile des auf dem Talboden
angesammelten Schuttes weggefegt und die abschließende Moräne ge-
schaffen. Hinter dieser hat das schiebende Eis oft, aber nicht immer
eine leichte Übertiefung erzeugt, die später die Karseen veranlaßte.
Recht ähnlich werden die Verhältnisse bei den Karen gewesen
sein, die auf die Verrüttung der Gesteine an Verwerfungen und auf
Klüftung zurückgehen. Zu ihnen gehört die Mehrzahl der Kare im
Südschwarzwald und in den Südvogesen z. B. Feldseekar, Zastler und
Wilhelmerloch östlich des Rheines und Sternsee, Neuweiher, Weißer
und Schwarzer See westlich desselben. Durch die Brüche sind eben-
falls Steilstufen entstanden, in welche dann die Kessel eingeschnitten
sind. Ein Gesteinswechsel, eine Zertrümmerung der kristallinen
Gesteine (oft Granite) in breiter Zone hat dem Wasser und Frost
die Möglichkeit gegeben, lokale Nischen zu erzeugen. Da die meisten
Stellen nahe am Kamme der Mittelgebirge, also höher als die Bunt-
sandsteinkare liegen, traten die Wirkungen der nivalen Zeit früher
und kräftiger ein. Auch heute beobachten wir jeden Winter, wie auf
den Seiten des Feldseekares oder am Stern- und Weißen See die
Lawinen niedergehen und die Wand steil und frei von Schutt erhalten.
Die Untersuchungen von H. Cloos haben für die Kare am Kamme
des Riesengebirges den bedeutenden Einfluß der dort den Granit durch-
setzenden Klüftung bewiesen. Wenn außerdem dort in einem solchen
Kessel ein Basalt steckt, so ist an der Lockerung des Gesteines vor
der fluviatilen und nivalen Erosion nicht zu zweifeln.
In diesen Karen der Mittelgebirgskämme haben in der Eiszeit
echte Gletscher ihren Anfang genommen und sind dort bis zum Ende
des Diluviums bestehen geblieben. Ja, sie sind die Stellen, wo sich
heute noch in schneereichen Wintern firnartige Massen ansammeln und
aus denen sich bei dauerndem Temperaturfall erneut Gletscher ent-
wickeln würden. Deshalb ist auch die Umformung weiter vorge-
schritten als bei der ersten Gruppe, und die eigentliche Glazialwirkung
in Schliffen und Endmoränen deutlich erkennbar.
Endlich kommen wir zu den Karen des eigentlichen Hochgebirges
und im besonderen zu denen der alpinen Ketten oder alpinen Falten-
gebirge. Bei diesen ist in der Mehrzahl ein Gegensatz von härterem
 
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