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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 9. Abhandlung): Zur Entstehung der Kare — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43582#0008
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8

W. Deecke:

Gestein an der Basis und am Ausgange und weicheren Massen in der
unteren Umrahmung der Kessel zu konstatieren. Es gelangt selten
ein Kar zu vollendeter Form, wenn jene Schwelle fehlt, und bei Kar-
treppen ist das wiederholte Auftreten solcher widerstandsfähigen Bänke
vielfach deren Ursache und Bildungs- wie Erhaltungsmöglichkeit ge-
wesen. Wasserfälle von wechselnder Höhe verbinden daher die Stufen
heute miteinander und sind an Stelle von Gletscherabbrüchen oder
-abschwüngen getreten. In den Alpen wechseln in allen mesozoischen
Formationsgruppen solche z. T. sehr mächtige Kalkschichten mit
weicheren mergeligen Lagen; man erinnere sich an Wengener, Cassianer,
Raibler und Rhätische Lagen zwischen den Dolomitmassen der Trias,
ferner an die Lias- und Doggerschiefer unter dem Hochgebirgskalk, an
die Valanginienmergelkalke unter Kieselkalkfelsen des Hauterivien und
des Riffkalkes des Urgons, an die Orbitolinenmergel innerhalb der
letzten Serie und schließlich an den Flysch zwischen Überschiebungs-
decken. Die letzten selbst brachten dicke Schichtpakete hoch über die
aufgeschobenen, gipshaltigen Triasstreifen oder den Flysch, also ein
zonar ausgebreitetes fremdes Element über die heterogene Unterlage.
Vergessen wir nicht, daß auch in allen solchen Fällen die tonig-
mergeligen Gesteine das Herausquellen des eingedrungenen Sickerwassers
und ein Ausrutschen der dadurch erweichten Gesteine erzeugen, daß
ferner diese Gesimse überall auf den Nord- und Ostseiten der Täler
die Stätten länger ausdauernden Schnees sind und daß auch heute sich
in den Hochalpen der weiche Boden in einer ständigen Gleitbewegung
befindet. Jeder, der solche Zonen der weichen Gesteine, also der Almen
begangen hat, weiß, wie an deren oberen Rändern die Nischenbildung
sich überall ausprägt und die steilere, oft kahle, entblößte Rückwand
sich abhebt. Daß in einem bestimmten Gebiete oder in einem Tale
die Kare annähernd eine gleiche Höhe haben, hängt augenscheinlich
mit dieser tektonisch-stratigraphischen Verteilung der Gesteine sehr
oft zusammen. Kehrt an einer Talwand ein solcher Wechsel zwei-
oder gar dreimal wieder, hat man in der Regel auch entsprechende
Karreihen übereinander. Je höher hinauf, um so typischer sind sie
meistens entwickelt, was ja dadurch verständlich wird, daß in ihnen
die nivalen und glazialen Einflüsse nicht nur jedes Jahr dauern, sondern
auch seit dem Diluvium länger dauerten.
Auch bei dieser alpinen Gruppe bin ich der Meinung, daß sie der
langsamen Umwandlung aus Quelltrichtern durch die allmählich ein-
setzencle und herabrückende Vereisung unterlagen und je höher, um so
länger und endgültig durch das Eis geformt wurden. Die Schneerutsche
und Lawinen konnte ich in ihrer Entwicklung gut in Graubünden be-
 
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