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Salomon-Calvi, Wilhelm [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 13. Abhandlung): Geodätische Beweise — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43612#0006
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Wilhelm Salomon-Calvi:

1921/22 in Mitteleuropa beobachtete Abweichung von 0.5s ge-
wesen.
Wäre diese Störung in Ost-West-Richtung aufgetreten, so
würden dadurch Fehler in der Zeit- und Längenbestimmung von
0.05s hervorgerufen worden sein. Im günstigsten Fall, wenn
die aus den periodischen Schwankungen hervorgehenden Fehler
sich gerade addieren, wird man doch keine größere Unsicherheit
als 0.1s zu befürchten haben. Da der Unterschied zwischen den
Messungen von Jensen und Gabel- Jörgensen 0.9s beträgt, kann
er auf keinen Fall durch die periodischen Schwankungen verur-
sacht worden sein.
Anders liegt es jedoch mit der an erster Stelle genannten
Fehlerquelle, dem Unterschiede der persönlichen Gleichungen.
Im allgemeinen pflegen diese Unterschiede zwischen 0.1s und 0.3s
zu liegen, und mit der Zeit etwas veränderlich zu sein. Ein in
der astronomischen Literatur berühmtes Beispiel von großem
Unterschiede der persönlichen Gleichungen ist der zwischen Bessel
und Agelander, der im Durchschnitt ls betrug. Ein so großer
Betrag ist bisher allerdings nur dieses eine Mal bekannt geworden.
Aber deshalb muß man zugeben, daß ein Unterschied der per-
sönlichen Gleichungen zwischen Jensen und Gabel-Jörgensen
im Betrage von 0.9s im Bereiche der Möglichkeit liegt, zumal Gabel-
Jörgensen mit unpersönlichem Mikrometer, Jensen dagegen
ohne solches beobachtet hat. Über die von Jensen angewendeten
Beobachtungsmethoden gibt seine Veröffentlichung leider keinen
völligen Aufschluß. Entweder hat er mit Auge und Ohr be-
obachtet, oder er hat die Zeit auf Zuruf durch einen Assistenten
ablesen lassen. Da er bei den Beobachtungen von Sonnen-IIöhen
dieses letztere Verfahren benutzt hat, erscheint es sogar wahr-
scheinlich, daß er es auch bei der Beobachtung von Sterndurch-
gängen angewendet hat. Es ist einleuchtend, daß namentlich bei
diesem letzteren Verfahren, wo die persönlichen Gleichungen
von zwei Beobachtern in das Ergebnis eingehen, und namentlich
durch eine verspätete Auffassung des Zurufes durch den Hilfs-
beobachter eine Verzögerung in der Zeitablesung eintreten kann,
Beträge von persönlichen Gleichungen, die ls und mehr erreichen,
durchaus möglich sind.
Allerdings wird man eher emo Verspätung der Zeitauffassung
als eine Verfrühung für wahrscheinlich halten, so daß die von
Jensen gefundene westliche Länge von Kornok vermutlich zu
 
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