Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0013
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Epeirophorese.

13

für sich haben, halte ich es doch für hoffnungslos auf allgemeine
Anerkennung des neuen Namens zu rechnen. Ich bleibe daher
bei dem alten Namen. Haarmann hat dann in einer zweiten Ab-
handlung „die Kraftquelle der Tektogenese“ zu ergründen versucht1).
Er wendet sich gegen die Kontraktionstheorie und gegen die Über-
schätzung der horizontalen Bewegungen in der Erdkruste. Er
unterscheidet eine auf vertikalen Oszillationen beruhende „Primär -
tektogenese“, durch die erhebliche Niveaudifferenzen erzeugt wer-
den. Infolge dieser letzteren entsteht nach ihm eine Sekundär -
tektogenese. Mit Hilfe der Schwere bilden sich Gleitungen heraus.
Große Massen gleiten ab und bilden so Faltengebirge. Man sieht,
daß Haarmann im Hauptpunkte mit den anderen Forschern über-
einstimmt, die in der Gleitung die Ursache der Faltengebirgs-
bildung suchen (Beyer, A. Penck, Schardt, Klemm, Daly u. a.).
Aber auch er leugnet ebenso wie Daly, mit dem er manche
Berührungspunkte hat, daß durch diese Faltung die „Hochgebirge“
entstünden. Diese bildeten sich erst nachträglich durch Hebung.
Da er das Hauptgewicht bei der Erklärung der Gebirgsbildung
auf vertikale Bewegungen legt, nennt er seine Theorie die Oszilla-
tionstheorie und bereitete 1926 eine größere Veröffentlichung
darüber vor. Mir ist nicht bekannt, ob diese seitdem er-
schienen ist2).
Haarmann hält Polwanderungen für bewiesen und sieht in
ihnen die Ursache subkrustaler Massenbewegungen, welche die
Wiederherstellung des gestörten isostatischen Gleichgewichtes be-
wirken wollen. „Das bewegliche Magma wird unter Einfluß von
Zentrifugal- und Zentripetalkräften stellenweise zusammen- und ab-
gezogen; es wird örtlich angesaugt und in der Nachbarschaft ab-
gesaugt, so daß sich Anschwellungen (, Geotumoren1) und Senken
(, Geodepressionen“) bilden. Es entstehen also Unterströmungen,
mit denen auch Ampferer rechnet.“ Die Ursachen der Polwande-
rungen seien kosmischer Art, und zwar sollen Schwankungen in der
Wärmeabgabe der Sonne Verlagerungen der Luftdruckmaxima und
diese wieder die Polwanderungen hervorrufen. Die Geotumoren
wandern. Von ihnen gleiten die Sedimente ab und bilden so die
Faltengebirge. Epeirophorese im Sinne von Wegener sei nur in
den ältesten Zeiten der Erdgeschichte möglich gewesen, jetzt aber

2) Ebendort S. 71—83.
2) Mittlerweile bei Ferd. Enke in Stuttgart 1930 erschienen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften