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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0017
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Epeirophorese.

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schau Bd. XX, 1929, S. 136—145). Eine ganz eigenartige Stellung
nimmt auch Dalys „Our mobile Earth“ ein, die ich schon auf S. 10
besprochen habe.
Allerdings muß man bei den im Vorstehenden aufgezählten
Arbeiten das Jahr ihres Erscheinens berücksichtigen. Denn Wege-
ners Theorie hat sich von der ersten bis zur vierten Auflage seines
Buches außerordentlich verändert. Wahrscheinlich ist es manchem
der aufgeführten Verfasser ganz ähnlich wie mir ergangen, der ich
seinen ersten Ausführungen ganz ablehnend gegenüberstand, später
aber zu der Überzeugung kam, daß ihnen denn doch ein wahrer
und sehr wichtiger Kern innewohnt.
Sehr bedeutsam ist es auch, daß bei dem Symposium, wie
Waaterschoot van der Gracht zum Schlüsse zusammenfassend
feststellt, nicht nur die Anhänger, sondern auch die Gegner Wege-
ners fast alle „express themselves as not fundamentally opposed
to the conception of such a thing as intra- and inter-continental
drift, even on a considerable scale“ (S. 197). Wir müssen also
mit der Tatsache rechnen, daß jetzt bereits eine große Anzahl von
Geologen eine Epeirophorese zugibt.
Unter diesen Umständen erscheint es eigentlich nachträglich
verwunderlich, daß man schon lange die Isostasie annahm, also
ein Substratum unter den Kontinenten voraussetzte, beweglich
genug um ein Aufsteigen und Einsinken der Sialmassen zu er-
möglichen, daß man aber nicht daraus den Schluß zog, daß dann
doch auch seitliche Bewegungen möglich sein müßten. Daß man
sich über die Ursachen, den Mechanismus und den historischen
Verlauf dieser Bewegungen sehr verschiedene Vorstellungen macht
und wohl noch lange machen wird, ist begreiflich. Faßt man doch
auch unter dem Namen Epeirogenese sehr verschiedene Vorgänge
und Vorstellungen zusammen, nämlich rein isostatische Bewegun-
gen, eustatische Bewegungen, magmatische Hebungen, weitspannige
Faltungen (Stille’s Undationen)1).
Welche Gründe haben wir nun für die Annahme einer Epeiro-
phorese ? Welche Gründe kann man gegen sie geltend machen ?
Es ziemt sich nicht bei einer so grundstürzenden neuen Theorie
nur das pro oder nur das contra hervorzuheben. Denn kommt
die Mehrheit der Geologen zur Annahme einer Epeirophorese,
1) Ich habe das in einem Vortrag bei Gelegenheit des Madrider Kongresses
dargestellt und in einem kurzen Auszug veröffentlicht. Extrait des Comptes
Rendus, XIV Congres Geologique international. 1926. Madrid.
 
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