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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0018
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18

Wilhelm Salomon-Calvi :

so beginnt ein neues Zeitalter der Geologie. Unzählige
heute noch als selbstverständlich geltende Annahmen, zahlreiche
gebräuchliche Methoden müssen neu geprüft werden. Darum finde
ich es auch durchaus berechtigt und im Interesse der Sache liegend,
wenn sich noch immer eine große Anzahl bedeutender Forscher
ablehnend oder skeptisch verhält und die Anhänger der Epeiro-
phorese durch ihre Kritik zur Vorsicht zwingt.
Wegener braucht zu seiner Beweisführung noch eine zweite
Hypothese, die allerdings schon lange vor ihm in der Geologie
eine große Rolle gespielt hat, die Annahme ausgedehnter Pol-
wanderungen. Diese Hypothese wird besonders bei der Er-
klärung von Eiszeiten auch von Forschern vertreten, die die Epeiro-
phorese ablehnen. Aber die Hauptschwierigkeit der Erklärung
der permischen Eiszeit durch Polwanderungen lag darin, daß der
Nordpol in ein damals nicht vereistes Gebiet fiel. Dieser Schwierig-
keit ist erst Wegener Herr geworden, so daß sich die Epeirophorese
in der WEGENERschen Fassung gar nicht von der Hypothese der
Polwanderungen trennen läßt. Übrigens kommen wir auch bei
der Erklärung des Tertiärklimas durch Kombination beider Hypo-
thesen besser weg als nur mit einer von ihnen.
Ich muß an dieser Stelle auch noch in einer anderen, schon
vorher angedeuteten Hinsicht der Erörterung der Gründe für und
wider die Epeirophorese vorgreifen. Sobald wir nämlich Epeiro-
phorese und Polwanderungen kombinieren, haben wir zwei Fak-
toren zur Verfügung, die uns gestatten das Problem der Gebirgs-
bildung mit neuen Mitteln anzupacken. Taylor und Wegener,
aber auch Argand, Staub, Walter Schmidt, Kossmat und ich
selbst haben die Folgerung aus der Epeirophorese gezogen, daß
die Kontinente gegen die Geosynklinalen treiben und diese in
Faltengebirge verwandeln können.
Sobald man diese Annahme für richtig hält, muß man er-
warten zwischen den aufeinander treibenden Großschollen der Erde
Faltengebirge zu finden, die im Stille sehen Sinne „digredient“
sind, d. h. ihre Falten nach beiden Seiten über die gegen sie treiben-
den und sie unterschiebenden Vorländer hinüberkriechen
lassen1). Sie sind also zweistämmig, wie das wohl Kober und
Stille zuerst genannt haben. — Dabei sind folgende drei Sonder-
h Stille, Über europäisch-zentralasiatische Gebirgszusammenhänge. Nachr.
Ges. Wiss. Göttingen. Math.-Phys. Kl. 1928. S. 173—201, bes. 191 u. Taf.
Fig. 1.
 
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