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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0025
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Epeirophorese.

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Aber das Verdienst, die Deszendenzlehre zum allgemeinen Gegenstand
der Erörterung gemacht und ihren Sieg am stärksten begründet zu
haben, gebührt Darwin; und so ist es durchaus berechtigt, daß man
sie als Darwin sehe Theorie bezeichnet. Ebenso sollte die Theorie
der Kontinentalverschiebung, oder wie ich sie jetzt genannt habe,
der Epeirophorese, an den Namen von Wegener und nicht an den
von Taylor oder einem anderen Vorgänger geknüpft bleiben.
Brück enkontinente.
Ein weiterer Gesichtspunkt, der bei den folgenden Erörterun-
gen berücksichtigt werden muß, ist der folgende. Eine große
Anzahl von Tatsachen beweist, daß zwischen heute weit vonein-
ander entfernten Landmassen früher Zusammenhänge vorhanden
waren. Aber vor Wegener wurden diese fast immer durch die
Annahme untergegangener Landbrücken erklärt. Ein Versinken
kleinerer Landmassen ist ja auch tatsächlich bekannt. Das Zwischen-
stück zwischen den Rändern des oberrheinischen Grabens ist in
der Tiefe an mehreren Stellen erbohrt. Es ist wirklich in der Tiefe
versunken. Aber dabei handelt es sich um Entfernungen von 30
bis 40 km. Sehr große Landmassen können nicht in große
Tiefe versinken. Das erlaubt das isostatische Verhalten der
Erde nicht. Ebensowenig vermögen die Anhänger der versunkenen
Brückenkontinente zu erklären, warum dann nicht über ihren an-
geblich versunkenen und heute von großen Meerestiefen bedeckten
Sialmassen die Schweremessungen einen entsprechenden Fehlbetrag-
ergeben. Das alles hat Wegener ausgezeichnet begründet; und
es ist von den Anhängern der Brückenkontinente zu verlangen,
daß sie eine Erklärung für diese Schwierigkeit geben, nicht aber
stillschweigend darüber hinweggehen. Wer also die geo-
logischen, tier- und pflanzengeographischen, paläoklimatischen und
sonstigen Beziehungen zweier heute weit voneinander entfernter
Landmassen erklären will, hat, wie Wegener mit Recht hervor-
hebt, nicht die Wahl zwischen der Epeirophorese und der
Brückentheorie, sondern nm zwischen der Epeirophorese und
der Theorie von der Permanenz festliegender, nicht seitwärts beweg-
licher Kontinente. Allerdings scheint mir die Gutenberg sehe
Form der Epeirophorese besser als die Wegener sehe geeignet das
Beobachtungsmaterial zu erklären.
(1886), Kreichgauer (1902), Evans, Wettstein (1880), Pickering (1907),
Mantovani (1909) und Coxworthy (1890) ähnliche Ideen vertreten.
 
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