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Pfannenstiel, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 1. Abhandlung): Die Fauna der Kirchberger Schichten von Lohn am Randen — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43626#0025
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Die Fauna der Kirchberger Schichten von Lohn am Randen.

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Pflanzenabdrücke sind in Menge vorhanden; aber die Blätter
sind nur stückweise sichtbar, da die Knauer kaum in der Schichtung-
spalten. Man erkennt Reste von Rhamnus sp. (Gaudini Heer?),
Acer sp. und eine breite Typha (latifolia Heer?). Diese Typha-
Art und das Rhamnus-Blatt sind spiral eingerollt, was bei dicken
Blättern vorkommt.
Vergleicht man die Gesamtheit der Fauna von Lohn mit der
von Kirchberg, so fällt auf, daß Kirchberg ungemein reichhaltiger
an verschiedenen Fossilien ist. Bei Lohn fehlen ganz die Schnecken,
Cardium sociale Krauss und Dreissensia amygdaloides^ von den
Fischen ganz abgesehen. Kirchberg, hat noch ganz den Charakter
einer Brackwasserfauna. Hingegen sind die Funde in Mähren wieder
viel reichhaltiger als Kirchberg, und das kommt daher, daß in
Mähren sich viel mehr rein marine Formen einstellen, ja sogar noch
ein Cephalopode. Ohne auf die stratigraphischen Verhältnisse ein-
zugehen, muss man nach der Fauna schließen, daß das Meer im
Osten war und einen langen, immer brackischer werdenden Meeres-
arm nach Westen schickte, wie dies schon von Moos (1925, S. 237)
geschildert wird. Nach Kiderlen (1928, S. 601) sollen indessen
„die brackischen Kirchberger Schichten eingeleitet durch einen
Vorstoß des Meeres von SW her“ sein, was durch die Fauna nicht
bestätigt wird. Doch muß man auf die näheren Ausführungen
Kiderlens warten, um ein genaueres Bild zu erhalten. Nach einer
brieflichen Mitteilung von Herrn Dr. Kiderlen scheint dieser
Autor nunmehr der Auffassung von Moos zuzustimmen.
Zusammenfassung»
Die Feinsande von Lohn im Kanton Schaffhausen sind als
Kirchberger Schichten zu deuten, nachdem sie früher mangels
Fossilien als marine Sande, als obere und untere Süßwassermolasse
gedeutet wurden. Die von Erb gefundenen Fossilien bestimmen
das angegebene Alter. Wichtig ist das Auftreten der Oncophora
Partschi Mayer; diese Muschelart tritt in zwei Varietäten im
miozänen Brackwasser des Alpenvorlandes bis nach Böhmen und
Galizien auf. Die große Form wird var. socialis Rzehak genannt;
die kleine: var. Gümbeli Hoernes. Eine neue Art ist die Siliqua
alemannica Pfannenstiel. Aus der Gesamtheit der Tierwelt der
Kirchberger Schichten muß man schließen, daß das Meer im Osten
lag und, daß die durch das Brackwasser immer ärmer an Arten
werdende Fauna nach Westen einwanderte.
 
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