6
Willy Hellpach :
rigkeit aus dem Wege räumten, bin ich ebenso zum besonderen
Dank verbunden wie dem preußischen Herrn Minister für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung für eine mir mitgegebene generelle
Anweisung an die Schulbehörden zur Genehmigung und Unter-
stützung meiner Gastbesuche in den Klassen; nicht zuletzt aber
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Notgemeinschaft der deut-
schen Wissenschaft) für die auf geraume Sicht gewährte Sicherstellung
des materiellen Aufwandes, dank deren die Untersuchungen gegen-
wärtig schon aufs fälische und ostische Gebiet und ayf die Welt-
stadt Berlin ausgedehnt werden konnten.
Die rheinische Mimik kennzeichnen folgende Merkmale:
1. ^Schnutige''' Mundstellung. Der Mund ist dauernd wie leicht
gespitzt, beide Lippen sind etwas vorgeschoben, die Mundspalte
steht ein ganz klein wenig offen; die Gesamtformung ist annähernd
dieselbe, wie sie zum Aussprechen der Umlaute ö bis ü von uns
allen vorgenommen werden muß. Sie wird oft besonders markant
beim interessierten Zuhören sowie in der Bereitschaftsstellung zum
eigenen Sprechen. Sie kann aber auch die dauernde Ruhestellung
der Mundpartie, etwa beim unbeobachtet sich wähnenden Allein-
sein, völlig beherrschen. Sie ist noch auf zahllosen Photographien
charakteristisch sichtbar. Ihre Korrelate sind:
Einziehung der Wangen (genau wie beim ö- oder ü-Sprechen)
mit daraus sich ergebender stärkerer Sinnfälligkeit der Jochbeine
und der Jochschatten;
sehr bestimmte bogige Modellierung der Oberlippe („Amor-
bogen“);
tiefe Eingrabung des Kinnfältchens durch die Schürzung der
Unterlippe (nach Prof. Peter. ScHNEiDER-Würzburg schon vor
Jahrhunderten als „fränkisches Kinn“ im Sinne eines ästhetischen
Vorzugs bezeichnet).
2. Leicht erhobenes Haupt. Der Kopf ist etwas in den Nacken
geworfen, mehr als sonst in Deutschland üblich, eine ähnliche Kopf-
haltung herrscht in Frankreich vor (und ist hier auch auf Bildern
oft sichtbar bis zum „herausfordernden“ Ausdruck der Photo-
graphierpose); die genau entgegengesetzte Tendenz, leichtes Beugen
des Nackens, Nach-vorn-Neigen des Kopfes, Senken des Kinns ist
in Österreich die Regel (namentlich als Haltung in der „Gesell-
schaft“). Bei solchem Vornüberneigen entsteht Aufstauung der
Weichteile unter und neben dem Kinn (Kata- und Pnrnsarkie,
„Doppelkinn“, in Österreich enorm häutig). Beim rheinischen
Erhobenhalten des Kopfes dagegen werden alle Muskelpartien
Willy Hellpach :
rigkeit aus dem Wege räumten, bin ich ebenso zum besonderen
Dank verbunden wie dem preußischen Herrn Minister für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung für eine mir mitgegebene generelle
Anweisung an die Schulbehörden zur Genehmigung und Unter-
stützung meiner Gastbesuche in den Klassen; nicht zuletzt aber
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Notgemeinschaft der deut-
schen Wissenschaft) für die auf geraume Sicht gewährte Sicherstellung
des materiellen Aufwandes, dank deren die Untersuchungen gegen-
wärtig schon aufs fälische und ostische Gebiet und ayf die Welt-
stadt Berlin ausgedehnt werden konnten.
Die rheinische Mimik kennzeichnen folgende Merkmale:
1. ^Schnutige''' Mundstellung. Der Mund ist dauernd wie leicht
gespitzt, beide Lippen sind etwas vorgeschoben, die Mundspalte
steht ein ganz klein wenig offen; die Gesamtformung ist annähernd
dieselbe, wie sie zum Aussprechen der Umlaute ö bis ü von uns
allen vorgenommen werden muß. Sie wird oft besonders markant
beim interessierten Zuhören sowie in der Bereitschaftsstellung zum
eigenen Sprechen. Sie kann aber auch die dauernde Ruhestellung
der Mundpartie, etwa beim unbeobachtet sich wähnenden Allein-
sein, völlig beherrschen. Sie ist noch auf zahllosen Photographien
charakteristisch sichtbar. Ihre Korrelate sind:
Einziehung der Wangen (genau wie beim ö- oder ü-Sprechen)
mit daraus sich ergebender stärkerer Sinnfälligkeit der Jochbeine
und der Jochschatten;
sehr bestimmte bogige Modellierung der Oberlippe („Amor-
bogen“);
tiefe Eingrabung des Kinnfältchens durch die Schürzung der
Unterlippe (nach Prof. Peter. ScHNEiDER-Würzburg schon vor
Jahrhunderten als „fränkisches Kinn“ im Sinne eines ästhetischen
Vorzugs bezeichnet).
2. Leicht erhobenes Haupt. Der Kopf ist etwas in den Nacken
geworfen, mehr als sonst in Deutschland üblich, eine ähnliche Kopf-
haltung herrscht in Frankreich vor (und ist hier auch auf Bildern
oft sichtbar bis zum „herausfordernden“ Ausdruck der Photo-
graphierpose); die genau entgegengesetzte Tendenz, leichtes Beugen
des Nackens, Nach-vorn-Neigen des Kopfes, Senken des Kinns ist
in Österreich die Regel (namentlich als Haltung in der „Gesell-
schaft“). Bei solchem Vornüberneigen entsteht Aufstauung der
Weichteile unter und neben dem Kinn (Kata- und Pnrnsarkie,
„Doppelkinn“, in Österreich enorm häutig). Beim rheinischen
Erhobenhalten des Kopfes dagegen werden alle Muskelpartien