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Jänecke, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 6. Abhandlung): Etwas über die Schrumpfung der Erde — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43642#0005
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Etwas über die Schrumpfung der Erde.

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von der Sonne so viel Wärme, claß diese ausreichen würde, eine
Schicht von mehreren Metern Eis zu schmelzen. Man sieht, wie
gering die von der Erde abgegebene Wärme im Verhältnis hierzu
ist. Die von der Erde abgegebene Wärme führt notwendigerweise
dazu, daß im Erdinnern an der Grenze Fest-Flüssig ein Er-
starren stattfindet. Diese Erstarrungswärme, die durch die Erd-
kruste hindurchgeführt wird, muß gleichwertig der Wärmemenge
sein, die im Jahr einen Eisgürtel von 9 mm zum Schmelzen brächte.
Das Erstarren an der Grenzfläche Fest-Flüssig hat aber die weitere
Folge, daß das Volumen sich verringert. Unter der Annahme, daß
die Silikate etwa die gleiche Schmelzwärme wie Eis haben, würden
im Jahr auf 1 qm Fläche 8 kg Silikat im Erdinnern fest werden.
Diese Zahl soll, da genaue Zahlen nicht bekannt sind, den weiteren
Berechnungen zu Grunde gelegt werden. Eine Silikatmenge von
8 kg hat bei einem spezifischen Gewicht von 2,8 einen Rauminhalt
von fast 3000 ccm, die bei 1 qm Fläche einer Schichtdicke von
3 mm entsprechen.
Es verdickt sich also hiernach die Erdkruste in einem Jahr
um 3 mm. Wäre diese Verdickung auch in den vorhergehenden
Zeiten immer gleich gewesen, so würde sich eine Kruste von '100 km
in 33 Millionen Jahren gebildet haben, was der Größenordnung
nach mit anderen Angaben übereinstimmt. Die Zahl ist aber nur
annähernd richtig, auch deswegen, weil bei gleicher Außentemperatur
der Wärmefluß bei der geringeren Dicke, die die Erdkruste früher
hatte, größer gewesen sein muß. Außerdem war selbstverständlich
auch die Temperatur der Erdkruste bei ihrer Bildung anfänglich
sehr viel höher. Endlich ist der Wert von 33 Millionen Jahren unter
der Annahme berechnet, daß die gesamte abgeführte Wärme nur dazu
gedient hätte, die Erdkruste zu verstärken. Jetzt, nachdem eine
Dicke von 100 km erreicht ist, ist dieses wohl in der Hauptsache
der Fall, was es früher aber sicher nicht war. Als die Kruste noch
dünner war, wurde auch Wärme abgeführt, die eine Verringerung
der Temperatur in den Schichten unterhalb der Erdkruste bewirkte.
Dadurch ergibt sich für die Zeit, die seit Beginn der Bildung einer
Erdkruste verflossen ist, eine wesentlich größere Zahl.
Die Verdickung der Erde an der Übergangstelle gegen den
flüssigen Kern ergibt zweifellos eine Erklärung für die Schrumpfung
der Erde. Es wäre zur Aufstellung bestimmter Zahlenwerte not-
wendig zu wissen, wie stark die Kontraktion beim Übergang des
flüssigen in den festen Zustand bei Temperaturen von 2500° bis
 
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