Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika 5
Granite in kleinen und großen Massen, wenn auch stets in stark
mechanisch beanspruchten Formen auf. Was mich nun schon lange
einen Besuch Korsikas hatte wünschen lassen, war die Vermutung,
daß die Grenze der beiden Inselteile die Fortsetzung der Tonalelinie
sein könnte. Ich hatte diese bedeutsame tektonische Linie, seit ich
sie im Jahre 1891 zuerst beschrieben und 1892 3) getauft hatte,
immer wieder untersucht. 1924 verfolgte ich sie vom Tonale bis
Gravedona am Comersee, 1927 vom Passo di San Jorio über Brissago
bis in die Gegend von Biella und Ivrea. In demselben Jahre beging
ich das Massiv von Savona, glaubte sie auch dort wiederzufinden
und zwar als östliche Begrenzung des sog. ligurischen Massives. Die
beiden Cornelius haben sie dann vom Passo Tonale bis zum
Tessin in einer wichtigen Arbeit genau beschrieben, wenn auch
unter einem anderen Namen 4). Ich selbst bin auf die wichtigste
Literatur darüber 1930 kurz eingegangen 5). Über ihren Verlauf
und ihre Bedeutung ist eine äußerst umfangreiche Literatur ent-
standen. Es wäre zwecklos, diese Literatur hier behandeln zu
wollen, da ich sie in absehbarer Zeit in einer Arbeit „Epeirophorese
IV. Die Synaphie“ ausführlich in den Sitzungsberichten der Heidel-
berger Akademie zu erörtern gedenke. Es sei mir also hier gestattet
nur so weit auf die älteren Arbeiten einzugehen, als es für den Zweck
der vorliegenden Arbeit unumgänglich notwendig ist.
Synaphie.
Ist der Kern der W^egen er’sehen Theorie richtig, d. h. also,
gibt es eine Epeirophorese, so muß es außer Zerreißungsfugen der
Festlandsmassen auch Schweißfugen geben, an denen vorher selb-
ständige Festlandsmassen mit einander verschmelzen. Für solche
Schweißfugen führte ich den Namen Synaphie ein. Ich hielt und
halte die Tonalelinie für die Synaphie des Gondwanalandes mit
Eurasien 6). Eine Synaphie ist also etwas grundsätzlich verschie-
denes von einer Verwerfung, selbst wenn diese letztere noch so
großartig entwickelt sein sollte. Da im Folgenden zu erörtern sein
wird, ob die Linie Ostriconi—Venaco auf Korsika die Fortsetzung
3) Giorn. di Mineralogia, Crist. usw. Bd. 3 S. 145. Pavia.
4) Die insubrische Linie vom Tessin bis zum Tonalepaß. Denkschr. Wien.
Akademie, Math.-Nat. Kl. Bd. 102, 1930, S. 207—301. Hier ihre älteren Ar-
beiten zitiert.
5) Epeirophorese I, 6. Abh. der Sitzber. Heidelberger Akademie, S. 19—21.
6) Ebenda S. 19—22.
Granite in kleinen und großen Massen, wenn auch stets in stark
mechanisch beanspruchten Formen auf. Was mich nun schon lange
einen Besuch Korsikas hatte wünschen lassen, war die Vermutung,
daß die Grenze der beiden Inselteile die Fortsetzung der Tonalelinie
sein könnte. Ich hatte diese bedeutsame tektonische Linie, seit ich
sie im Jahre 1891 zuerst beschrieben und 1892 3) getauft hatte,
immer wieder untersucht. 1924 verfolgte ich sie vom Tonale bis
Gravedona am Comersee, 1927 vom Passo di San Jorio über Brissago
bis in die Gegend von Biella und Ivrea. In demselben Jahre beging
ich das Massiv von Savona, glaubte sie auch dort wiederzufinden
und zwar als östliche Begrenzung des sog. ligurischen Massives. Die
beiden Cornelius haben sie dann vom Passo Tonale bis zum
Tessin in einer wichtigen Arbeit genau beschrieben, wenn auch
unter einem anderen Namen 4). Ich selbst bin auf die wichtigste
Literatur darüber 1930 kurz eingegangen 5). Über ihren Verlauf
und ihre Bedeutung ist eine äußerst umfangreiche Literatur ent-
standen. Es wäre zwecklos, diese Literatur hier behandeln zu
wollen, da ich sie in absehbarer Zeit in einer Arbeit „Epeirophorese
IV. Die Synaphie“ ausführlich in den Sitzungsberichten der Heidel-
berger Akademie zu erörtern gedenke. Es sei mir also hier gestattet
nur so weit auf die älteren Arbeiten einzugehen, als es für den Zweck
der vorliegenden Arbeit unumgänglich notwendig ist.
Synaphie.
Ist der Kern der W^egen er’sehen Theorie richtig, d. h. also,
gibt es eine Epeirophorese, so muß es außer Zerreißungsfugen der
Festlandsmassen auch Schweißfugen geben, an denen vorher selb-
ständige Festlandsmassen mit einander verschmelzen. Für solche
Schweißfugen führte ich den Namen Synaphie ein. Ich hielt und
halte die Tonalelinie für die Synaphie des Gondwanalandes mit
Eurasien 6). Eine Synaphie ist also etwas grundsätzlich verschie-
denes von einer Verwerfung, selbst wenn diese letztere noch so
großartig entwickelt sein sollte. Da im Folgenden zu erörtern sein
wird, ob die Linie Ostriconi—Venaco auf Korsika die Fortsetzung
3) Giorn. di Mineralogia, Crist. usw. Bd. 3 S. 145. Pavia.
4) Die insubrische Linie vom Tessin bis zum Tonalepaß. Denkschr. Wien.
Akademie, Math.-Nat. Kl. Bd. 102, 1930, S. 207—301. Hier ihre älteren Ar-
beiten zitiert.
5) Epeirophorese I, 6. Abh. der Sitzber. Heidelberger Akademie, S. 19—21.
6) Ebenda S. 19—22.