Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika 9
mismus deformiert sind. Im Laufe der gemeinsamen neueren Unter-
suchungen sind unsere Reisegefährten, die diese Insel zum ersten
Mal besuchten, von der Intensität der Schieferung (laminage), der
Häufigkeit der Mylonite und der großartigen Rolle tektonischer
Breschen überrascht worden, in denen man verschiedene Gesteine,
die einander ursprünglich überlagerten oder nebeneinander ab-
gelagert waren, zusammen zermalmt und mechanisch gemischt
antrifft.“ Die Verf. beschreiben eingehend die mechanische Um-
formung des Granites, betonen aber besonders die außerordentliche
Breite des von der Schieferung erfaßten Granitstreifens. Auf dem
Breitengrad von Ponte-Leccia reicht die mechanische Einwirkung
ungefähr 8 km weit, nördlich in der Kette von S. Pietro di Tenda
schwankt sie von 5 zu 10 km, auf dem Breitengrad von Popolasca
erreicht sie 10 km, auf dem von Corte etwas weniger; aber auf dem
Breitengrad von Bocognano erreicht sie „den unwahrscheinlichen
Wert von 24 /cm“ Breite. Nach Süden nimmt die Breite der mecha-
nischen Beeinflussung stark ab.
Auch die grünen Gesteine, die mit den Schistes lustres auftreten
und der Radiolarit, der sie begleitet, sind sehr oft mylonitisiert.
Mächtige Reibungsbreschen werden angeführt, z. B. als Unterlage
des Tithonkalkes von Caporalino. Auch aus der Gegend von Corte
werden solche Reibungsbreschen beschrieben. Ich habe sie an beiden
Orten gesehen und muß sie ebenfalls so deuten. Am allermerk-
würdigsten aber ist eine Reibungsbresche bei der Station Vecchio
der Eisenbahn Corte—Ajaccio, mitten im Granitgebiet. Sie besteht
aus Trümmern und Blöcken des protoginisierten Granites, von
Aplit, Mikrogranit, Milchquarz, weißem oder grauen Cipollin, die
durch einen groben granitischen chloritführenden Mylonit verkittet
sind. Ich werde auf diese Bresche noch zurückkommen.
Auf Grund der Einzelbeobachtungen unterscheiden Termier
und Maury die folgenden fünf Einheiten: 1. „das granitische Kor-
sika oder Corse profonde, die man auch die Corse hercynienne oder
autochthones Korsika nennen kann, weil sie vereint mit Sardinien
ein großes Bruchstück der hercynischen Kette ist“. 2. „Einen sedi-
mentären Mantel dieser Altaide“, diskordant auf dem alten her-
cynischen Massiv liegend, welchen die Wanderung der Decken oft
von seiner Unterlage loslöst, umgestürzt und in Schuppen zerteilt
hat, 3. eine sehr mächtige Decke von Schistes lustres mit allen
Charakteren der Schistes lustres der Alpen, also den Charakteren
einer penninischen Decke, die zahlreiche Massen (amas) von grünen
mismus deformiert sind. Im Laufe der gemeinsamen neueren Unter-
suchungen sind unsere Reisegefährten, die diese Insel zum ersten
Mal besuchten, von der Intensität der Schieferung (laminage), der
Häufigkeit der Mylonite und der großartigen Rolle tektonischer
Breschen überrascht worden, in denen man verschiedene Gesteine,
die einander ursprünglich überlagerten oder nebeneinander ab-
gelagert waren, zusammen zermalmt und mechanisch gemischt
antrifft.“ Die Verf. beschreiben eingehend die mechanische Um-
formung des Granites, betonen aber besonders die außerordentliche
Breite des von der Schieferung erfaßten Granitstreifens. Auf dem
Breitengrad von Ponte-Leccia reicht die mechanische Einwirkung
ungefähr 8 km weit, nördlich in der Kette von S. Pietro di Tenda
schwankt sie von 5 zu 10 km, auf dem Breitengrad von Popolasca
erreicht sie 10 km, auf dem von Corte etwas weniger; aber auf dem
Breitengrad von Bocognano erreicht sie „den unwahrscheinlichen
Wert von 24 /cm“ Breite. Nach Süden nimmt die Breite der mecha-
nischen Beeinflussung stark ab.
Auch die grünen Gesteine, die mit den Schistes lustres auftreten
und der Radiolarit, der sie begleitet, sind sehr oft mylonitisiert.
Mächtige Reibungsbreschen werden angeführt, z. B. als Unterlage
des Tithonkalkes von Caporalino. Auch aus der Gegend von Corte
werden solche Reibungsbreschen beschrieben. Ich habe sie an beiden
Orten gesehen und muß sie ebenfalls so deuten. Am allermerk-
würdigsten aber ist eine Reibungsbresche bei der Station Vecchio
der Eisenbahn Corte—Ajaccio, mitten im Granitgebiet. Sie besteht
aus Trümmern und Blöcken des protoginisierten Granites, von
Aplit, Mikrogranit, Milchquarz, weißem oder grauen Cipollin, die
durch einen groben granitischen chloritführenden Mylonit verkittet
sind. Ich werde auf diese Bresche noch zurückkommen.
Auf Grund der Einzelbeobachtungen unterscheiden Termier
und Maury die folgenden fünf Einheiten: 1. „das granitische Kor-
sika oder Corse profonde, die man auch die Corse hercynienne oder
autochthones Korsika nennen kann, weil sie vereint mit Sardinien
ein großes Bruchstück der hercynischen Kette ist“. 2. „Einen sedi-
mentären Mantel dieser Altaide“, diskordant auf dem alten her-
cynischen Massiv liegend, welchen die Wanderung der Decken oft
von seiner Unterlage loslöst, umgestürzt und in Schuppen zerteilt
hat, 3. eine sehr mächtige Decke von Schistes lustres mit allen
Charakteren der Schistes lustres der Alpen, also den Charakteren
einer penninischen Decke, die zahlreiche Massen (amas) von grünen