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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 7. Abhandlung): Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43643#0016
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16

Wilhelm Salomon-Calvi :

Tatsächlich fand ich in den Schiefern aplitische Apophysen des
Granites. Der Granit ist also zweifellos jünger als die Schiefer,
und war ursprünglich im Primärkontakt mit ihnen, genau so wie ich
im Tavignanotal pegmatische Apophysen des Granites in den Kon-
taktschiefern fand, was ebenfalls einen. Primärkontakt beweist.
Von Schistes lustres kann also an beiden Stellen nicht die Rede
sein. Wohl aber ist bei Ostriconi die Schiefermasse mit dem Granit
zusammen nachträglich so stark mechanisch mißhandelt und ver-
schuppt, daß abgedrückte Granitschuppen in den Schiefern stecken.
Auf der Südseite der Straße von Ostriconi zeigt der westliche
Aufschluß stark gefaltete und gestörte Tertiärbänke, aber mitten
in ihnen auch Platten von Granit. Ich habe diese Aufschlüsse auch
photographiert und bedaure sie im Hinblick auf die Kosten hier nicht
abbilden zu können.
Auch an der Straße von Corte nach Venaco trifft man eine Reihe
solcher Granitvorkommen an. Zwischen Restonica- und Tavigna-
notal ist eine lange schmale, auch auf Blatt Corte dargestellte
Schuppe von dem zusammenhängenden Granitmassiv abgedrückt.
Die große Schuppe zwischen Corte und Santa Lucia di Mercurio ist
an der Landstraße neben dem Tavignano nur verhältnismäßig wenig
deformiert, viel stärker aber an ihrem Westrande neben der Eisen-
bahnbrücke.
Obwohl Maury und seine Mitarbeiter bemüht waren, diese
Fetzen und Schuppen von Granit möglichst zahlreich auf der Karte
darzustellen, war das doch schon bei dem Maßstab von 1 : 80 000
völlig unmöglich. Das ganze Gebiet von Castirla und Francardo im
Norden bis Venaco im Süden ist so intensiv verschuppt, daß, wie
Tilmann ganz richtig in seinem Briefe an mich hervorhebt, eine
Kartierung im Maßstabe von mindestens 1 : 10 000 nötig wäre,
um eine Vorstellung von der mechanischen Zermalmung des Gebirges
zu geben. Die einzelnen Schuppen stehen zwar nahe am Rande des
Granitmassivs steil und scheinbar konkordant. Sie sind aber nur
konkordant gewalzt. Auch die Breschen, die von Teilnehmern der
gemeinsamen Exkursion aus der Gegend von Corte beschrieben
wurden, sind zweifellos fast ausschließlich tektonische Breschen.
Ich halte es für ausgeschlossen in diesem Chaos ausgewalzter Bruch-
stücke kleinsten wie größten Formates einwandfreie Parallelesierungen
mit Decken anderer Gebiete vorzunehmen., falls nicht Kartierung in
größerem Maßstabe stattgefunden hat.
Schon ein Blick auf Blatt Corte zeigt deutlich, daß die Granit-
 
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