Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika
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schuppen östlich des Massivrandes von Westen stammen; und auch
Termier und Maury können nicht umhin, trotz der von ihnen an-
genommenen Bewegungsrichtung der Decken von Osten nach Westen
zu der Hilfshypothese zu greifen, daß die Granitschuppen von dem
westlichen Massiv stammen, aber von diesem durch Einpressen der
Decke 3. losgelöst und rückwärts ,,refoules“ seien. Ganz unmöglich
scheint es mir aber zu sein die zahlreichen Granitmassen so zu er-
klären, die man zwischen Patrimonio und Bastia immer wieder bis
fast nach Bastia antriflt. Sie sind auf der Karte nicht dargestellt.
Da müßte man schon zu der Hypothese greifen, daß auch östlich
von Korsika Granitmassive vorhanden gewesen seien, die bei der
Westwanderung der Decken abgeschert wurden. Nun führen aber
von diesen östlichsten Granitschuppen eine ganze Reihe von Ver-
bindungsgliedern bis zu dem westkorsischen Granitmassiv. Ich nenne
nur die auf der Karte dargestellten nördlich Oletta, am Semaforo
von Fornali und Punta Mortella gegenüber San Fiorenzo, die rie-
sige Masse des Col di Tenda, die kleine der Cima alle Forchie nörd-
lich Ostriconi, die Vorkommen von Piedigriggio, Cima del Cecco und
Porta la Paola auf Blatt Bastia, von Punta Ciuffelo und Santa
Lucia di Mercurio auf Blatt Corte. Man kann also an der Zusammen-
gehörigkeit aller dieser Massen nicht zweifeln und muß sie von
Westen ableiten.
Erschwert wird das Verständnis der Vorgänge durch die eigen-
tümliche Rolle, die das ältere Tertiär auf Korsika spielt. Zweifellos
ist es bei Palasca im Nordwesten, bei Solenzara im Südosten der
primäre autochthone Mantel des alten Massivs und mit diesem zu-
sammen tektonisch bewegt und mißhandelt. Bei Casanova nördlich
Venaco ist es gar nicht leicht festzustellen, ob die serizitischen
Schiefer noch zum Tertiär oder zum Granit gehören. Sie sind beide
konkordant ausgewalzt.
Ursprünglich hatte sich aber das Tertiär aus den Trümmern
des kristallinen Korsika, insbesondere des Granites gebildet, wie die
sogenannte „Poudingue de Venaco“, eine typische Nagelfluh,
zeigt13). Jetzt sind sie so weitgehend gemeinsam bewegt, daß west-
lich Venaco der aus Tertiär bestehende Monte Cardo (2454 m) (Taf. I,
Bild 3) an der Kammbildung des Hochgebirges teilnimmt, die einzige
Stelle, an der nicht der Granit allein mit seinen Ganggesteinen das
13) Siehe I. Savornin, Bull. Carte geologique France. 16, Paris 1906.
Comptes rendus des Gollaborateurs pour 1905, p. 193. Man vergleiche auch die
Legende auf Blatt Corte in 1 : 80 000.
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schuppen östlich des Massivrandes von Westen stammen; und auch
Termier und Maury können nicht umhin, trotz der von ihnen an-
genommenen Bewegungsrichtung der Decken von Osten nach Westen
zu der Hilfshypothese zu greifen, daß die Granitschuppen von dem
westlichen Massiv stammen, aber von diesem durch Einpressen der
Decke 3. losgelöst und rückwärts ,,refoules“ seien. Ganz unmöglich
scheint es mir aber zu sein die zahlreichen Granitmassen so zu er-
klären, die man zwischen Patrimonio und Bastia immer wieder bis
fast nach Bastia antriflt. Sie sind auf der Karte nicht dargestellt.
Da müßte man schon zu der Hypothese greifen, daß auch östlich
von Korsika Granitmassive vorhanden gewesen seien, die bei der
Westwanderung der Decken abgeschert wurden. Nun führen aber
von diesen östlichsten Granitschuppen eine ganze Reihe von Ver-
bindungsgliedern bis zu dem westkorsischen Granitmassiv. Ich nenne
nur die auf der Karte dargestellten nördlich Oletta, am Semaforo
von Fornali und Punta Mortella gegenüber San Fiorenzo, die rie-
sige Masse des Col di Tenda, die kleine der Cima alle Forchie nörd-
lich Ostriconi, die Vorkommen von Piedigriggio, Cima del Cecco und
Porta la Paola auf Blatt Bastia, von Punta Ciuffelo und Santa
Lucia di Mercurio auf Blatt Corte. Man kann also an der Zusammen-
gehörigkeit aller dieser Massen nicht zweifeln und muß sie von
Westen ableiten.
Erschwert wird das Verständnis der Vorgänge durch die eigen-
tümliche Rolle, die das ältere Tertiär auf Korsika spielt. Zweifellos
ist es bei Palasca im Nordwesten, bei Solenzara im Südosten der
primäre autochthone Mantel des alten Massivs und mit diesem zu-
sammen tektonisch bewegt und mißhandelt. Bei Casanova nördlich
Venaco ist es gar nicht leicht festzustellen, ob die serizitischen
Schiefer noch zum Tertiär oder zum Granit gehören. Sie sind beide
konkordant ausgewalzt.
Ursprünglich hatte sich aber das Tertiär aus den Trümmern
des kristallinen Korsika, insbesondere des Granites gebildet, wie die
sogenannte „Poudingue de Venaco“, eine typische Nagelfluh,
zeigt13). Jetzt sind sie so weitgehend gemeinsam bewegt, daß west-
lich Venaco der aus Tertiär bestehende Monte Cardo (2454 m) (Taf. I,
Bild 3) an der Kammbildung des Hochgebirges teilnimmt, die einzige
Stelle, an der nicht der Granit allein mit seinen Ganggesteinen das
13) Siehe I. Savornin, Bull. Carte geologique France. 16, Paris 1906.
Comptes rendus des Gollaborateurs pour 1905, p. 193. Man vergleiche auch die
Legende auf Blatt Corte in 1 : 80 000.
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