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Wilhelm Salomon-Calvi :
Zentralmassiv oder Zwischenland oder Vorland?
Eine gewisse Rolle spielt, wie schon erwähnt, in den Erörterun-
gen über die Stellung des autochthonen Korsikas die Frage, ob
dies als ein Zentralmassiv nach Art desPelvoux, des Mercantour oder
des Aarmassives anzusehen oder als ein Zwischengebirge aufzufassen
sei. Es ist klar, daß diejenigen Forscher, welche wie Termier und
Maury, Staub und Kober in den korsischen Decken die Fortsetzung
der alpinen Decken sehen, zu der ersteren Auffassung geneigt sein
werden. W. von Seidlitz freilich, der ebenfalls die Fortsetzung
des Alpenzuges in Ostkorsika zieht, schreibt dennoch (a. a. 0.
S. 464): „Das korsische Massiv im Westen, als Rest variszischen
Landes, wie Tyrrhenis und spanische Meseta, trägt, weniger wie in
Sardinien, den Charakter eines Zentralmassivs, als den eines in das
Orogen einbezogenen Vorlandes, wofür auch die Verbreitung der
germanischen Trias spricht.“ Er vergleicht daher Westkorsika mit
dem französischen Zentralplateau.
Die Beantwortung der oben genannten Frage hängt natürlich
in erster Linie von der Deutung der ostkorsischen Decken ab. Glaubt
man wie Tilmann und ich, daß östlich des autochthonen Korsikas
die Wurzelzone der Decken folgt und daß diese im wesentlichen
nach Osten gewandert sind, so können sie nicht die Fortsetzung
der alpinen Decken sein, sondern gehören zum Apennin. Dann aber
liegt Korsika mit Sardinien zwischen Alpen und Apennin und muß
als Zwischenland gewertet werden. Mir scheinen auch die Dimen-
sionen von Korsardinien für diese Auffassung zu sprechen. Staub
hat denn auch das Bedürfnis gehabt sich damit auseinander zu setzen.
Er sagt auf S. 304: „Die Breite dieses korsischen Zentralmassivs
mag zunächst, verglichen mit den relativ schmalen Zentralmassiven
der Alpen, mit 55—60km wohl reichlich groß erscheinen, doch sei
daran erinnert, daß beispielsweise vom Außenrand der Belledonne
zum Innenrand des Pelvoux, quer durch die herzynische Zone der
westalpinen Zentralmassive, wir ebenfalls 60 km messen. Und
150 km Länge, wie wir sie beim korsischen Zentralmassiv treffen,
finden wir in gleicher Weise auch beim Aarmassiv zwischen
Lötschental und Vättis, und nehmen wir schließlich den alten Block
Sardiniens noch dazu, so kommen wir auf eine Länge des korso-
sardischen Zentralmassivs von rund 400 km, was wiederum nur
ungefähr der Strecke zwischen dem Südende des Mercantour und
dem Beginn des Aarmassivs entspricht.“
Wilhelm Salomon-Calvi :
Zentralmassiv oder Zwischenland oder Vorland?
Eine gewisse Rolle spielt, wie schon erwähnt, in den Erörterun-
gen über die Stellung des autochthonen Korsikas die Frage, ob
dies als ein Zentralmassiv nach Art desPelvoux, des Mercantour oder
des Aarmassives anzusehen oder als ein Zwischengebirge aufzufassen
sei. Es ist klar, daß diejenigen Forscher, welche wie Termier und
Maury, Staub und Kober in den korsischen Decken die Fortsetzung
der alpinen Decken sehen, zu der ersteren Auffassung geneigt sein
werden. W. von Seidlitz freilich, der ebenfalls die Fortsetzung
des Alpenzuges in Ostkorsika zieht, schreibt dennoch (a. a. 0.
S. 464): „Das korsische Massiv im Westen, als Rest variszischen
Landes, wie Tyrrhenis und spanische Meseta, trägt, weniger wie in
Sardinien, den Charakter eines Zentralmassivs, als den eines in das
Orogen einbezogenen Vorlandes, wofür auch die Verbreitung der
germanischen Trias spricht.“ Er vergleicht daher Westkorsika mit
dem französischen Zentralplateau.
Die Beantwortung der oben genannten Frage hängt natürlich
in erster Linie von der Deutung der ostkorsischen Decken ab. Glaubt
man wie Tilmann und ich, daß östlich des autochthonen Korsikas
die Wurzelzone der Decken folgt und daß diese im wesentlichen
nach Osten gewandert sind, so können sie nicht die Fortsetzung
der alpinen Decken sein, sondern gehören zum Apennin. Dann aber
liegt Korsika mit Sardinien zwischen Alpen und Apennin und muß
als Zwischenland gewertet werden. Mir scheinen auch die Dimen-
sionen von Korsardinien für diese Auffassung zu sprechen. Staub
hat denn auch das Bedürfnis gehabt sich damit auseinander zu setzen.
Er sagt auf S. 304: „Die Breite dieses korsischen Zentralmassivs
mag zunächst, verglichen mit den relativ schmalen Zentralmassiven
der Alpen, mit 55—60km wohl reichlich groß erscheinen, doch sei
daran erinnert, daß beispielsweise vom Außenrand der Belledonne
zum Innenrand des Pelvoux, quer durch die herzynische Zone der
westalpinen Zentralmassive, wir ebenfalls 60 km messen. Und
150 km Länge, wie wir sie beim korsischen Zentralmassiv treffen,
finden wir in gleicher Weise auch beim Aarmassiv zwischen
Lötschental und Vättis, und nehmen wir schließlich den alten Block
Sardiniens noch dazu, so kommen wir auf eine Länge des korso-
sardischen Zentralmassivs von rund 400 km, was wiederum nur
ungefähr der Strecke zwischen dem Südende des Mercantour und
dem Beginn des Aarmassivs entspricht.“