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Jänecke, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 8. Abhandlung): Ist das Erdinnere fest? — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43644#0008
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Ernst Jänecke

werden, von denen die oberste flüssig ist im Gegensatz zu anderen
Annahmen. In bezug auf die chemische Zusammensetzung der
Schichten ist als sicher anzunehmen, daß der feste Erdkern in der
Hauptsache aus Eisen und Nickel besteht. Die darüber liegenden
Stoffe sind vorherrschend Silikate. Die neuerdings seit V. M. Gold-
schmidt vielfach angenommene Schicht von Sulfiden oberhalb des
Eisen-Nickel-Kerns hat also hiernach nicht den von ihm angegebenen
Umfang. Auch von anderer Seite wird das Vorhandensein dieser
Sulfidschicht bestritten (z. B. von Washington). Ein wichtiges Ar-
gument gegen die Annahme einer Sulfidschicht scheint mir in der
Natur der aufgefundenen Meteorite zu liegen. Man teilt diese ein
in Meteoreisen und Meteorsteine. Die Meteore werden allgemein
als Bruchstücke von Himmelskörpern nach Art der Erde aufgefaßt.
Hätten diese eine umfangreiche Sulfidschicht gehabt, so müßten
doch sicher auch Meteorsteine gefunden werden, die Sulfide in größerer
Menge enthielten. Bei den wirklich gefundenen Meteoriten spielen
diese aber (Troilit) nur eine geringe Rolle. In bezug auf die Meteorite
besteht wohl meist die Auffassung, daß sie so auf der Erde wieder-
gefunden werden, wie sie in den Himmelskörpern enthalten waren.
Diese Auffassung kann nach dem vorher Auseinandergesetzten nicht
richtig sein. Die festen Teile im Erdinnern sind trotz der hohen
Temperaturen deswegen fest, weil sie unter hohem Druck stehen.
Sie werden wieder flüssig, wenn der Druck verschwindet. Dieses
muß bei derartigen Weltkörpern dann stattfinden, wenn sie auf
irgendeine Weise in kleinere Stücke zerfallen. Die vorher festen
Teile des Innern werden also zunächst wieder flüssig und erst nach-
her bei Wärmeabgabe wieder fest. Es leuchtet ein, daß die ent-
standenen Bruchstücke dann nicht mehr in dem großen Schwerefeld
des ursprünglichen Körpers stehen, aus dem sie entstanden sind.
Daher ist es auch möglich, daß sich die einzelnen Bestandteile trotz
Verschiedenheit des spezifischen Gewichtes inniger mischen. Spezi-
fisch schweres Eisen-Nickel ist beim Wiedererstarren nicht mehr so
scharf von den spezifiisch leichteren Silikaten oder auch Sulfiden
geschieden als es in einem starken Schwerefeld der Fall sein müßte.
Hierdurch erklärt sich der sonst unverständliche Bau der Pallasite
und Mesosiderite (Müller-Pouillet V 2, S. 221). Auch das Vor-
kommen von spezifisch leichterem Eisensulfid (Troilit) in dem
schweren eigentlichen Meteoreisen ist dadurch nicht mehr unver-
ständlich.
 
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