Metadaten

Vogel, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 5. Abhandlung): Studien über den Schwindel — Berlin, 1933

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43672#0030
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30

P. Vogel:

Diese wiederum würden klärend ein Stück der Pathologie verständ-
licher machen. Wir führen aus unserem Material einige Beob-
achtungen an.
1. A. N., 18 jähr. Mädchen, die an einer genuinen Epilepsie
leidet. Sie hat typische epileptische große Anfälle, außerdem noch
Schwindelzustände. Diese beginnen nach ihrer Beschreibung mit
einem gewissen Druck im Kopfe, dann fängt sich alles an zu drehen
und zwar von rechts nach links. Sie hat den Eindruck, daß alles
wie im Kringel herumginge, die Drehung wird immer heftiger und
schneller, sodaß sie unsicher wird und sich anzuhalten sucht. Dann
klingt der Schwindel langsam wieder ab. Einen Zug nach einer
Seite an ihrem Körper spürt sie dabei nicht.
2. 22 jähriger Kranker mit beginnender genuiner Epilepsie.
Seltene typische große epileptische Anfälle, außerdem häufiger so-
genannter Schwindel. Er beschreibt ihn so: es wird ihm zuerst
anders im Kopfe, dann tritt ein starker Zug des ganzen Körpers
nach rechts ein, der verbunden ist mit einer deutlichen Neigung des
Körpers nach dieser Seite, sodaß er das Bein zur Seite setzen muß,
um nicht umzufallen. Dabei erlebt er keine Scheinbewegung des
Raumes oder seiner selbst.
3. Ein 39 jähriger Mann bekommt frühmorgens nach dem
Aufstehen einen Schwindelanfall. Es ist ihm, als wenn ihn etwas
mit Gewalt nach rechts zöge, sodaß er fast nicht stehen kann und
ins Fallen kommt. Dabei ist er räumlich völlig orientiert. Nichts
hat sich gedreht oder bewegt. Er legte sich daraufhin wieder ins
Bett, und nun setzte eine ganz heftige Scheinbewegung des Zimmers
und. seines Bettes ein, sodaß er ,,schier nicht bleiben konnte“. Alles
sei wie toll herumgegangen, die Richtung der Drehung könne er
gar nicht angeben. Während des ganzen Anfalles schwerstes Ohren-
sausen, später kalter Schweiß, Übelkeit und Erbrechen. Die Unter-
suchung ergibt Taubheit auf dem rechten Ohr und völlige Unerreg-
barkeit des rechten Vestibularapparates. Labyrinthblutung?
Ein weiterer hierhergehöriger Fall ist in unserer Arbeit im
,,Nervenarzt“ angeführt. Wir weisen ferner hin auf die Angabe
Brunners, daß man bei Kranken mit Schwindelanfällen drei An-
gaben unterscheiden müsse, nämlich 1. die der Scheindrehung der
Umgebung oder der eigenen Person, 2. die des Zuges nach einer
bestimmten Seite ohne eine Spur der Scheinbewegung, 3. Kom-
binationsformen dieser beiden. Brunner selbst hat entsprechende
Fälle mitgeteilt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften