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Frentzen, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1934, 2. Abhandlung): Der Lias Delta: Amaltheen-Schichten im Gebiete zwischen Aselfingen und Aalen — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.43674#0071
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Der Lias Delta im Gebiete zwischen Aselfingen und Aalen 71
Tone zeigen an, daß die physikalischen und chemischen Verhält-
nisse im Meere der Amaltheenschichten wiederholt gewechselt
haben. Das Auftauchen der Schlammgründe in das Niveau der
höheren, durch die natürliche Wasserzirkulation kräftiger durch-
lüfteten und dadurch entgifteten Wasserschichten oder auch die
zeitweilig bessere Versorgung der Tiefen mit Sauerstoff als Folge
stärkerer Wassereinbrüche vom offenen Ozean her können die
Ursachen hierfür gewesen sein.
Eine Reihe von Analogiemomenten mit dem Meer der Posi-
donienschiefer und dem Schwarzen Meer oder den Pollern Nor-
wegens, die im Kleinen die Verhältnisse des Pontus wiederspiegeln,
sind zweifellos vorhanden. Ein wesentlicher Unterschied scheint
mir aber insofern bestanden zu haben, als dem Lias-ö-Binnenmeer
die Süßwasserdecke fehlte, die, wie heute im Schwarzen Meer
und in den Pollern, im Binnenmeer des Lias e über dem
schwereren Salzwasser gelagert haben soll und nach Pompeckj
(1901) und Abel (1924) in erster Linie die Durchlüftung der
Tiefen durch diffundierenden Sauerstoff verhindert und diese zu
einem „Reich des Todes“ gemacht haben soll. Mindestens haben
wir keine Beweise für das Vorhandensein einer solchen Süß-
wasserdecke. Es fehlen z. B., abgesehen von einigen wenigen
Treibhölzern, alle Reste landbewohnender Tiere und Pflanzen,
die doch häufiger hätten eingeschwemmt werden müssen, wenn
wirklich große und wasserreiche Flüsse dem Binnenmeer zuge-
flossen und eine Süßwasserdecke erzeugt hätten. Pompeckj (1914)
hat bei der Erörterung der bionomischen und petrographischen
Verhältnisse des Meeres des Kupferschiefers, das er mit dem
Meer der Posidonienschiefer verglichen hat, die weite Verbreitung
toniger Gesteine als einen Beweis für das Vorhandensein einer
großen Süßwasserdecke angeführt, weil bei dem Fehlen einer
solchen die feine Flußtrübe im Meerwasser sehr schnell, also in
einem relativ schmalen Gürtel hätte sedimentiert werden müssen.
Ich habe gezeigt, daß wellenförmig fortschreitende tektonische
Bewegungen das Bodenrelief des südwestdeutschen Lias-ö-Meeres
wiederholt verändert haben. Sie ließen Aufwölbungen und Ein-
muldungen entstehen, die zeitlich und örtlich ihre Lage wechselten.
Unter Berücksichtigung dieser Tatsache wird die Verbreitung der
Tone über weite Flächen auch ohne Annahme einer Süßwasser-
decke verständlich. Von den Erhebungen wurde, sobald diese
in das Bereich des bewegten Wassers emportauchten, das tonige
 
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