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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1934, 3. Abhandlung): Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.43675#0021
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Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre

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scheiden solche, die zur Erzeugung von Gütern dienen, die dem
alsbaldigen Verbrauche unterliegen und solchen, die wieder
Kapital erzeugen, so daß abermals und vielleicht in noch längerer
Reihenfolge arbeitswillige Hände durch solches befruchtet werden
können.
In einem solchen Querschnitte steht neben der Landwirtschaft
(obwohl diese nicht in ihrer Ausdehnung auf alle Handelsge-
wächse) obenan, und zu niederst: die Erzeugung von Schleckereien
und aller solcher Luxuswaren, die nur ganz wenigen Menschen
und diesen sehr vorübergehend Genuß gewähren. Und diese
Unterscheidung wird wichtig in unserer Zeit des großen Ent-
deckungsfiebers, in der allzuviel Kapital durch neue Erfindungen
in Anspruch genommen und dadurch nicht genug von diesem
Gute (ohne das alle Arbeitswilligkeit der Bevölkerung ohne Mög-
lichkeit einer Betätigung nutzlos verdampft) zur Verfügung ge-
stellt wird. Zum unabsehbaren Schaden unserer Wirtschaft nicht
allein, sondern auch an der Seele der unglücklichen Arbeits-
losen, die so ohne ihre Schuld zu Bettlern oder Schmarotzern
herabgewürdigt werden.
Und wenn man nun, folgend diesem neuen Querschnitt, die
Kapitalien einteilen wollte in Dauerkapital und Eintagsfliegen-
kapital, so müßten die geistigen Werte, die fortdauernd wieder
neue werbende Kapitalien von Trost, Erhebung, Einsicht, Weis-
heit schaffen, in die erste Linie gesetzt werden und die Mittel
zum flüchtigen Genuß in die letzte. Und in der Tat wird sogar
noch heute, zur Zeit des Regiments der Gottlosen in der Haupt-
stadt des größten Reiches der Welt das Buch der Bücher in
größeren Auflagen und in mehr Sprachen gedruckt als irgend ein
anderes geistiges Erzeugnis, und wieviel Mut zur Ausdauer in
den schwierigsten Lebenslagen und vor allem zur tapferen Arbeit
ist von demselben ausgegangen.
15. Der Arbeits- und Kapitalquotient.
Und noch eine andere Komplikation tritt hinzu: Arbeit und
Kapital sind beide für die Gütererzeugung notwendig. Aber der
Anteil beider Faktoren ist bei den verschiedenen Gütern sehr
verschieden. Und nicht bloß bei verschiedenen Gütern, sondern
auch bei denselben Gütern in handwerksmäßiger oder in maschi-
neller Ausführung, weil eben auch die Maschine Kapital ist und
 
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