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Schmidt, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1934, 6. Abhandlung): Cyclozoon philippi und verwandte Gebilde — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.43678#0021
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Cyclozoon philippi und verwandte Gebilde
schäftet ist mit ziemlich vielen kleineren, einfachen Gruben, die
den seit langem bekannten fossilen Regentropfenspuren ganz
ähnlich sind (s. Fig. 10). Eine solche Entstehung wäre für sie
schon deshalb nicht vollständig ausgeschlossen, weil es sich ja
hier überhaupt um Bildungen ganz flachen Wassers handelt, und
wir auch mit gelegentlichem Trockenlaufen schon rechnen mußten.
Dann würden diese Näpfchen durch einen zentral wirkenden
Stoß entstanden sein, der ringsum einen Teil der nächsten, noch
leicht beweglichen Schlammumgebung nach außen hinausbeförderte.
Aber bei dem eigentlichen Cyclozoon mit ringförmig gegliederter
Oberfläche und deutlicher Mittelwarze, bei näherer Untersuchung
auch wohl deutlichem Mantel und vor allem einem Zentralkanal,
kann es sich um solche Wirkung von außen nicht handeln. Nach
meiner Ueberzeugung spielt auch bei ihrer Entstehung ein zen-
tralerStoß eine Hauptrolle, aber dieser Stoß kam von innen,
aus dem Zentralkanal.
Meiner Ansicht nach ist also der Zentralkanal des Cyclozoon,
dieses im Gegensatz zu dem oft so verschwommen begrenzten
„Stamm“ und „Mantel“ immer so sauber hervortretende „Organ“
des Fossils, für seine Entstehung von entscheidender Be-
deutung.
Das schöne Beispiel eines typischen Cyclozoon aus dem
Muschelkalk am Harzrande (s. S. 8, Fig. 5 u. Textfig. 1) zeigt uns
den Zentralkanal lediglich mit sekundär ausgeschiedenem Kalk-
spataggregat angefüllt. Nur Eisenverbindungen, als Pyritstaub
oder kolloidal eingewandert, spielen eine gegen das Oberende
des Kanales zunehmende Nebenrolle. Der Kanal war also ursprüng-
lich in der Hauptsache nur mit Wasser gefüllt. Andere der Zentral-
kanäle, in den Bundsandsteinplatten der Campiler Schichten, er-
schienen uns wenigstens zum Teil erfüllt mit Gesteinsmassen
vom Charakter der umgebenden Formation. Nur erschien hie und
da das Korn dieses Inhalts vergleichsweise etwas grob, oder
wenigstens die Ausfüllung verglichen mit der Nachbarschaft be-
sonders mager, von dem sonst vorhandenen Gehalt an Ton und
den leicht beweglichen Glimmerplättchen befreit. Ich erwähnte
schon, daß diese Kanäle wohl den Eindruck machen wie Steig-
rohren eines Schlämmapparates, aus denen der aufsteigende
Wasserstrom besonders feines und leichtes Material bereits her-
ausbefördert hat. Es scheint mir, daß dieser Vergleich in der
Hauptsache das Richtige trifft. Alle diese Zentralkanäle von Cyclo-
 
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