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Eichholtz, Fritz; Schmitt-Kemper, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 7. Abhandlung): Über die Wirkung der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.43719#0008
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Fritz Eichholtz und W. Schmitt-Kemper

des zu Trinkzwecken verordneten Heidelberger Brunnens. Nach
Vorversuchen war dieses eine stark wirksame Dosis. Der Hund
wurde am 1. VII. 35 mit einem Gewicht von 17 kg in den Ver-
such genommen. Die tägliche Harnmenge sowie die Werte für
Gesamtstickstoff und Harnsäure ergeben sich aus Tabelle 1 n).
Radium in einer Dosis von 14 ■ 10 7 g hat demnach eine aus-
gesprochene Stoffwechseländerung zur Folge. Bemerkenswerter-
weise ist davon innerhalb der ersten 24 Stunden noch nichts zu
sehen. Die am 10. VII. gemessenen Werte entsprechen genau denen
der Vortage. Erst am zweiten Tage nach der Gabe setzt eine starke
Diurese ein, die sich über 2—3 Tage hinzieht. Gleichzeitig erfolgt
eine abrupte Ausschüttung von Harnsäure. Es wurde erwartet,
daß sich wie bei den Gichtmitteln vom Typ des Atophans
an die Ausschüttung von Harnsäure eine deutliche Retention
anschließt. Das ist bei der obigen Radiumgabe nicht der Fall.
Gleichzeitig mit der zunehmenden Diurese erfolgt eine Retention
des Gesamtstickstoffs, die in den nächsten Tagen noch stärker
wird, ihren Höhepunkt am vierten Tage erreicht, um erst vom
sechsten Tage nach der Radiumgabe ab langsam abzuklingen.
Die Dosis 14 • 10-7 bedeutete demnach bei unserm Versuchs-
tier einen schwerwiegenden Eingriff. Was die Harnsäureaus-
schwemmung angeht, so ist ihre prozentuale Steigerung, ver-
glichen mit derjenigen, die man beim Menschen nach der üb-
lichen therapeutischen Dosis von Atophan beobachtet, besonders
auffallend.
Es ist schwer, die Frage zu entscheiden, ob die beobachteten
Veränderungen für eine akute toxische Wirkung von Radium bei
der Dosis 14-10^g sprechen. Außer der Stickstoffretention wies
das Tier keine Symptome auf, die auf eine mögliche Nieren-
schädigung hinwiesen. Insbesondere blieb der Harn eiweißfrei.
Verglichen mit den Radiumerfahrungen beim Menschen, ist noch
mit einer erheblichen Spanne bis zur akut tödlichen Dosis zu
rechnen. Denn dort führte erst eine ungefähre Dosis von 6 • 10 6 g,
und zwar bei täglicher Zufuhr über 3 Jahre, zum Radiumtod
(Autoren siehe Gredel). Auch sagen unsere Versuche natürlich
nichts aus über andere toxische Wirkungen der Radiumsalze, ins-
besondere nichts über die mögliche Schädigung des Keimplasma.

n) Die Tabellen befinden sich am Schluß der Arbeit.
 
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